Sparkassen-Tourismusbarometer für Brandenburg: Tourismusnachfrage zieht wieder an – Tagestourismus ist Chance für regionale Entwicklung – ermäßigter Mehrwertsteuersatz muss bleiben
Hoppegarten, 12. Oktober 2023
Tagestourismus ist ein Motor für die regionale Entwicklung. Tagesreisen kurbeln die Nachfrage in den Reisegebieten an und bewirken Investitionen in die Infrastruktur. Das geht aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer 2023 des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor, dessen Ergebnisse für Brandenburg der OSV am Donnerstag in Hoppegarten vorgestellt hat.
Tagestourismus ist ein Milliardengeschäft. In Brandenburg erbrachten 96 Millionen Tagesreisen einen Umsatz von 2,7 Milliarden Euro. Großstädte, Klein- und Mittelstädte und der ländliche Raum profitieren gleichermaßen. Tagesgäste garantieren den Betrieb von Freizeiteinrichtungen.
Rund neun von zehn Freizeiteinrichtungen gaben in der Online-Befragung für das Tourismusbarometer an, dass sie stark bis sehr stark zum Tagestourismus in ihrer Region beitragen. Bis zu 90 Prozent der Besuche entfallen auf Tagesgäste. Rund acht von zehn Freizeiteinrichtungen in Ostdeutschland würde sich ohne dieses Segment nicht am Markt behaupten.
„Maßnahmen für Tagestouristen stehen für aktive, engagierte Strukturpolitik und bieten Chancen für alle. Gäste und die Menschen vor Ort profitieren gemeinsam von Investitionen, beispielsweise in die Infrastruktur. Es gibt viele Gewinner“, betonte der Geschäftsführende Präsident des OSV, Ludger Weskamp.
Die heimische Bevölkerung profitiert von Freizeit- und Kulturangeboten sowie vom intakten Einzelhandel. Sie nimmt diese positiven Effekte auch wahr. Denn 66 Prozent der Befragten einer Einwohnerbefragung für das Tourismusbarometer sagen, dass ihre Region vom Tagestourismus profitiere. Negative Effekte hingegen werden nur zeitlich begrenzt und lokal an Hotspots wahrgenommen. 82 Prozent der befragten Brandenburger nehmen durch Tagesausflügler in ihrer Region keine Belastungen wahr.
Vielfach werben Kommunen und Regionen auch ausdrücklich mit der hohen Freizeitqualität vor Ort, um neue Einwohner, Fach- und Arbeitskräfte sowie Investoren und Betriebe zu gewinnen. Rund 60 Prozent der ostdeutschen Touristiker geben an, dass Tagesgäste einen starken Beitrag für die Errichtung und den Erhalt von Betrieben und Infrastruktur leisten.
Die Übernachtungsnachfrage im Land Brandenburg erholt sich gegenüber dem Vorjahr. Die gewerblichen Übernachtungen in den Brandenburger Beherbergungsbetrieben mit mehr als zehn Betten sind im Zeitraum Januar bis Juli 2023 gegenüber dem Vergleichszeitraum 2022 um 7,7 Prozent auf knapp 8,2 Millionen gestiegen. Diese Zunahme liegt leicht unter dem Wert für Ostdeutschland (8,7 Prozent). Deutschlandweit hat die Nachfrage in diesem Zeitraum um 12,8 Prozent zugelegt. Das Vor-Corona-Niveau von 2019 ist wieder erreicht.
Die Branche dürfe jetzt nicht geschwächt werden. Weskamp sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, die abgesenkte Umsatzsteuer auf zubereitete Speisen in der Gastronomie über den 31.12.2023 hinaus beizubehalten. Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz sorge für mehr Liquidität in den Betrieben. „Angesichts anhaltender Inflation und weiter steigender Energiekosten sowie Serviceproblemen durch Arbeitskräftemangel fordere ich die Politik zum Handeln auf. Ein Anheben des Steuersatzes zwingt die Betriebe zu Preisanhebungen. Weniger Menschen können sich Restaurantbesuche leisten – die Nachfrage sinkt.“
Eine Pleitewelle bei den Brandenburger Beherbergungsbetrieben in der schwierigen Corona-Zeit ist ausgeblieben. Im Zeitraum 2019 bis 2022 ist ein Zuwachs der Betriebe um 1,5 Prozent zu verzeichnen, was 2 Prozent mehr Betten entspricht.
Der Service im Gastgewerbe Brandenburgs bleibt nach Corona eine Herausforderung. Die Betriebe müssen mit weniger Personal guten Service erbringen. Aktuell gibt es immer noch weniger Arbeitskräfte als 2019. In der Gastronomie sind es 4,9 Prozent weniger und in der Beherbergung 8,9 weniger. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Brandenburger Gastgewerbe lag 2022 3,9 Prozent unter dem Niveau 2019 und die Zahl der geringfügig Beschäftigten im Brandenburger Gastgewerbe im Jahr 2022 9,9 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau 2019. Auch stehen im Brandenburger Gastgewerbe weiterhin die Zeichen auf einen Mangel an Nachwuchskräften.
2022 gab es 29 Prozent weniger Ausbildungsstellen als 2012. 22,5 Prozent der Beschäftigten sind 55 Jahre und älter. Hinzu kommt, dass 59,7 Prozent der Arbeitskräfte nur Teilzeit arbeiten.
Brandenburg tut etwas für die Qualität in den Übernachtungsbetrieben. Die ServiceQualität Deutschland bleibt ein wichtiges Instrument. Denn neue Impulse in der Qualitätsarbeit werden von den Gästen belohnt. Der Investitionsdruck wächst. Die stabile Zufriedenheit der Gäste mit der Qualität ihrer Übernachtungsquartiere in Brandenburg zeigt sich auch 2023 mit 85,7 Punkten beim Trust Score, also fast der gleiche Wert wie 2022. Deutschlandweit liegt der Trust Score 2023 bei 86,8 Punkten.
Der Trust Score fasst Gästebewertungen auf rund 250 Onlineplattformen für Unterkunftsbetriebe zu einem Gesamtwert der Gästezufriedenheit zusammen, maximal 100 Punkte können erreicht werden.
Ein hohes Qualitätsniveau bestätigen die Gäste mit dem Trust Score bei der Location (92,1 Punkte), beim Service (91 Punkte) und beim Hotel (88,8 Punkte). Schwachstellen bleiben die Zimmer (75,8 Punkte), das gefühlte Preis-Leistungs-Verhältnis (69,9 Punkte) und der Internetzugang (43,3 Punkte).
Unter den Reisegebieten punkten allen voran die Uckermark (88,5 Punkte), das Elbe-Elster-Land (88 Punkte), der Spreewald (87,7 Punkte), das Lausitzer Seenland (87,1 Punkte) und die Prignitz (86,3 Punkte) über Landesdurchschnitt. Dahme-Seenland (81,1 Punkte), Potsdam (81,3 Punkte), Barnimer Land (83,1 Punkte), Havelland (84,7 Punkte) und Ruppiner Seenland (84,9 Punkte) bleiben unter dem Landesdurchschnitt. Fläming (85,1 Punkte) und Seenland Oder-Spree (85,8 Punkte) liegen auf Landesdurchschnitt.