Sparkassen-Tourismusbarometer für Sachsen-Anhalt: Nachfrage nach Übernachtungen und Tagesreisen wieder auf Normalniveau
Berlin, 29. August 2023
Tagesreisen werden unterschätzt. Sie kurbeln die Nachfrage in den Reisegebieten an und bewirken Investitionen in die Infrastruktur. Das geht aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer 2023 des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor, dessen Ergebnisse für Sachsen-Anhalt der OSV am Mittwoch in Bad Salzelmen, Ortsteil von Schönebeck (Elbe), vorgestellt hat.
Tagestourismus ist ein Milliardengeschäft. In Sachsen-Anhalt erbrachten 2022 71 Millionen Tagesreisen einen Umsatz von 1,9 Milliarden Euro. Großstädte, Klein- und Mittelstädte und der ländliche Raum profitieren gleichermaßen.
Tagesgäste garantieren den Betrieb von Freizeiteinrichtungen. Rund neun von zehn Freizeiteinrichtungen gaben in der Online-Befragung für das Tourismusbarometer an, dass sie stark bis sehr stark zum Tagestourismus in ihrer Region beitragen. Bis zu 90 Prozent der Besuche entfallen auf Tagesgäste. Rund acht von zehn Freizeiteinrichtungen in Ostdeutschland würde sich ohne dieses Segment nicht am Markt behaupten.
„Maßnahmen für Tagestouristen stehen für aktive, engagierte Strukturpolitik und bieten Chancen für alle. Gäste und die Menschen vor Ort profitieren gemeinsam von Investitionen, beispielsweise in die Infrastruktur. Es gibt viele Gewinner“, betonte der Geschäftsführende Präsident des OSV, Ludger Weskamp
Die heimische Bevölkerung profitiert von Freizeit- und Kulturangeboten. Vielfach werben Kommunen und Regionen sogar ausdrücklich mit der hohen Freizeitqualität vor Ort, um neue Einwohner, Fach- und Arbeitskräfte sowie Investoren und Betriebe zu gewinnen. Darüber hinaus profitiert auch der Einzelhandel stark von Tagesausflüglern. Rund 60 Prozent der ostdeutschen Touristiker geben an, dass Tagesgäste einen starken Beitrag für die Errichtung und den Erhalt von Betrieben und Infrastruktur leisten.
Die touristische Nachfrage erholt sich deutlich gegenüber dem Vorjahr. Die gewerblichen Übernachtungen im ersten Halbjahr 2023 sind gegenüber 2022 in Sachsen-Anhalt um 10,6 Prozent gestiegen. Diese Zunahme liegt nur leicht unter dem Wert für Ostdeutschland (11,4 Prozent). Deutschlandweit hat die Nachfrage in diesem Zeitraum sogar um 16,3 Prozent zugelegt. Sachsen-Anhalt hat fast wieder das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 erreicht (- 3 Prozent). Auch die Tagesreisen sind im Sommer 2023 wieder auf Normalniveau.
Die Reisegebiete Sachsen-Anhalts melden ausnahmslos steigende Übernachtungszahlen, wenn auch unterschiedlich ausgeprägt. Im ersten Halbjahr 2023 verzeichneten Anhalt-Wittenberg (15,5 Prozent), Altmark (11,8 Prozent), Magdeburg, Elbe-Börde-Heide (11,5 Prozent), Halle-Saale-Unstrut und Harz und Harzvorland (jeweils 8,9 Prozent) mehr Übernachtungen als im Vorjahreszeitraum.
Die Auslastung der Übernachtungsbetriebe in Sachsen-Anhalt ist etwa wieder auf dem Vor-Corona-Niveau von 2019. In der Altmark liegt sie nach dem ersten Halbjahr 2023 mit 61,6 Prozent 6,2 Prozent unter dem Wert des ersten Halbjahres 2019, in Magdeburg, Elbe-Börde-Heide mit 55,9 Prozent 5,6 Prozent darunter, in Anhalt-Wittenberg mit 58,4 Prozent 5,4 Prozent darunter, in Halle-Saale-Unstrut mit 57 Prozent nur noch 0,3 Prozent darunter und im Harz und Harzvorland hat sie mit 55,4 Prozent das Niveau von 2019 bereits wieder erreicht.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigten im Gastgewerbe Sachsen-Anhalts liegt im Jahr 2022 noch 2,5 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau 2019. Von den sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigten im Gastgewerbe Sachsen-Anhalts arbeiteten 2022 51,7 Prozent in Teilzeit, waren 12,1 Prozent jünger als 25 Jahre und es gab 39,1 Prozent weniger Ausbildungsstellen als 2012.
Die Zahl der Besucher in Kultur- und Freizeiteinrichtungen Sachsen-Anhalts verzeichnete von Januar bis Juni 2023 ein Plus von 1,9 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2022, aber noch ein deutliches Minus von 8,5 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Halbjahr 2019.
Besonders beliebt waren Museen und Ausstellungen mit einem Besucherplus gegenüber dem 1. Halbjahr 2022 von 30,5 Prozent und Burgen und Schlösser mit einem Plus von 8,9 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022. Die Preise in den Freizeiteinrichtungen steigen in Sachsen-Anhalt um 5,8 Prozent.
Neue Impulse in der Qualitätsarbeit sind gefragt. Die Zufriedenheit der Gäste mit der Qualität ihrer Übernachtungsquartiere in Sachsen-Anhalt verharrt 2023 auf dem Wert von 85,6 Punkten beim Trust Score, der gleiche Wert wie bereits im Jahr 2022, deutlich unter dem deutschlandweiten Trust Score (86,8 Punkte).
Hohe Zufriedenheit erkennt der Trust Score beim Service (91,9 Punkte), der Location (91,4 Punkte) und dem Hotel (88,3 Punkte). Schwachstellen bleiben die Zimmer (74,8 Punkte), das gefühlte Preis-Leistungs-Verhältnis (74,1 Punkte) und der Internetzugang (45 Punkte).
Der Trust Score fasst Gästebewertungen auf rund 250 Onlineplattformen für Unterkunftsbetriebe zu einem Gesamtwert der Gästezufriedenheit zusammen, maximal 100 Punkte können erreicht werden.