Sparkassen-Tourismusbarometer für Sachsen-Anhalt: Gelungener Neustart nach hohen Umsatzausfällen, Corona-Virus bleibt Unsicherheitsfaktor

Licht und Schatten im Sachsen-Anhalt-Tourismus

Aschersleben, 28. August 2020 Sachsen-Anhalts touristische Ziele sind nach dem Lockdown beliebt. Die Tourismusbetriebe beklagen hohe Umsatzeinbußen in den Monaten März bis Mai. Auch der weitere Verlauf des Infektionsgeschehens bleibt ein Unsicherheitsfaktor im Sachsen-Anhalt-Tourismus. Das geht aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer 2020 des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor, dessen landesspezifische Ergebnisse der OSV am Freitag in der Alten Hobelei in Aschersleben vorstellte.

Vor Corona: Sachsen-Anhalt-Tourismus auf gutem Kurs

Sachsen-Anhalt hatte vor Corona eine starke Wettbewerbsposition im Tourismusmarkt. Mit 8,6 Millionen Übernachtungen in gewerblichen Betrieben und auf Campingplätzen erzielte das Land 2019 ein Plus von 5 Prozent im Vergleich zu 2018. Auch alle Reisegebiete Sachsen-Anhalts verzeichneten 2019 Nachfragewachstum.

Die positive Tourismusentwicklung schlug sich auch auf die ökonomische Lage der sachsen-anhaltinischen Betriebe nieder. So stieg die Umsatzrendite im Gastgewerbe von 4,7 Prozent (2008) auf 6,1 Prozent (2018) und die Eigenkapitalquote im Gastgewerbe legte von 5,1 Prozent (2013) auf 14,6 Prozent (2018) zu. Die Betriebe schafften sich damit einen größeren finanziellen Spielraum, tilgten ihre Schulden früher und hatten Möglichkeiten zu investieren.

Mit und ohne Corona: Qualität wichtig wie eh und je

Die Zufriedenheit der Gäste mit der Qualität ihrer Übernachtungsquartiere in Sachsen-Anhalt nimmt stetig zu, die Qualitätsarbeit bleibt eine wichtige Aufgabe. Die Gästebewertungen belegen mit 84,1 Punkten beim Trust Score 2020 die hohe Zufriedenheit der Gäste. Sachsen-Anhalt verbesserte sich hier nochmals um 0,6 Punkte gegenüber 2019 und nähert sich weiter dem ostdeutschen Wert von 84,7 Punkten und dem deutschlandweiten Wert von 85,8 Punkten. Der Trust Score fasst Gästebewertungen auf rund 250 Onlineplattformen für Unterkunftsbetriebe zu einem Gesamtwert der Gästezufriedenheit zusammen, maximal 100 Punkte können erreicht werden.

Corona-Krise verändert Nachfrage und Angebot strukturell

Die Corona-Pandemie ist eine Zäsur im Tourismus Sachsen-Anhalts. Das Land hatte im ersten Halbjahr 2020 Nachfragerückgänge von 43,7 Prozent bei den Übernachtungen und 49,2 Prozent bei den Ankünften im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu verkraften. Die stärksten Einbußen bei den Übernachtungen traten im März (- 44,5 Prozent), April (- 83,8 Prozent), Mai (- 71,4 Prozent) und Juni (- 37,8 Prozent) auf. Bundesweit war das Minus bei den Übernachtungen mit – 47,2 Prozent im Zeitraum Januar bis Juni 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch ausgeprägter.

Unterschiedlich hoch waren die Nachfrageeinbrüche in den Reisegebieten Sachsen-Anhalts im ersten Halbjahr 2020. Die stärksten Einbußen mussten Harz und Harzvorland (- 47,3 Prozent) und Altmark (- 46,4 Prozent) verkraften, gefolgt von Anhalt-Wittenberg (- 43,8 Prozent), Halle, Saale -Unstrut (- 43,3 Prozent), und Magdeburg, Elbe-Börde-Heide (- 36,5 Prozent).

Auch die Freizeitwirtschaft erholt sich nur langsam. Die Zahl der Besucher in Kultur- und Freizeiteinrichtungen Sachsen-Anhalts verzeichnete im ersten Halbjahr 2020 ein Minus von 43,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Betrug das Minus im Mai noch 46,6 Prozent, sank es im Juni auf 28,6 Prozent.

In der ostdeutschen Freizeitwirtschaft gibt es Anfang August noch 19 Prozent Kurzarbeit und 64 Prozent der Betriebe verschieben geplante Investitionen.

Schulterschluss für starken Tourismus

Das Tourismusbarometer ruft Touristiker, Landräte, Bürgermeister und Kämmerer zum Schulterschluss bei Haushaltsplanungen und Entwicklungsstrategien für Orte und Destinationen auf. Denn nur ein starker Tourismus bringt die gewünschten wirtschaftlichen Effekte für Landkreise, Städte und Gemeinden und die Impulse für den ländlichen Raum zurück.