2024 war für den Ostdeutschland-Tourismus insgesamt ein erfolgreiches Jahr. Die Beherbergungsbetriebe mit zehn und mehr Betten in den Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen konnten 28,9 Millionen Gäste begrüßen, die 85,7 Millionen Übernachtungen tätigten. Im Hinblick auf Ankünfte wie Übernachtungen ist das der zweitbeste je gemessene Wert.
Die Zahl der Ankünfte stieg 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozent, die der Übernachtungsnachfrage um 1,2 Prozent. Damit lag Ostdeutschland leicht unter dem bundesweiten Durchschnitt (Ankünfte: +3,5 Prozent, Übernachtungen +1,8 Prozent) und gemessen an den Übernachtungen noch 2,4 Prozent unter dem Vor-Corona-Jahr 2019. In den ersten vier Monaten 2025 konnte das hohe Nachfrageniveau aus dem Vergleichszeitraum des Vorjahres in Ostdeutschland gehalten werden.
In einer Umfrage für das Tourismusbarometer im Februar 2025 äußerten sich 77 Prozent der befragten Touristiker zufrieden mit dem Reisejahr 2024 und optimistisch für 2025. 89 Prozent erwarteten eine steigende oder gleichbleibende Nachfrage.
Das geht aus dem soeben erschienenen Sparkassen-Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor.
Das Sparkassen-Tourismusbarometer erweitert sein Monitoring der Tourismus-Entwicklung um die Perspektive des regionalen Nutzens von Tourismus- und Freizeit-Infrastruktur für Einheimische, für andere Wirtschaftsbranchen, für Kommunen sowie für Mitarbeitende in Tourismus- und Freizeitunternehmen.
Einheimische sind wesentlich für den Destinationserfolg. Denn ein ausgeprägtes Tourismusbewusstsein und gelebte Gastfreundschaft der Einheimischen strahlen auf die Gäste aus. Auf der anderen Seite profitieren die Menschen an ihrem Wohnort und andere Branchen in der Region von Tourismus- und Freizeitangeboten. Auch diese anderen Faktoren werden künftig vom Tourismusbarometer gemessen und beobachtet.
Im Januar 2025 wurde die Tourismusakzeptanz gemessen. Mit einem Wert von +54 werden die Auswirkungen des Tourismus auf den eigenen Wohnort von der Bevölkerung in Ostdeutschland positiv bewertet. Zum Vergleich wurde im Sommer 2024 für Deutschland insgesamt ein Wert von +42 ermittelt.
Innerhalb Ostdeutschlands gibt es regionale und altersbezogene Unterschiede. Das touristisch geprägte Mecklenburg-Vorpommern erreicht mit einem Tourismusakzeptanzsaldo für den Wohnort (TAS-W) von +61 den Spitzenplatz in Ostdeutschland und zudem den besten jemals gemessenen Wert in Mecklenburg-Vorpommern.
In Sachsen wird ebenfalls ein sehr starker TAS-W von +60 erreicht. Brandenburg befindet sich innerhalb des Durchschnitts (+54), während Thüringen (+49) und Sachsen-Anhalt (+40) unterdurchschnittliche Ergebnisse liefern.
Einheimische nehmen häufig die positiven Auswirkungen des Tourismus auf den Wohnort und die Wirtschaft vor Ort wahr, ihnen fehlt zum Teil jedoch das Bewusstsein für den positiven Beitrag des Tourismus für die eigene Lebensqualität. Das zeigt der Tourismusakzeptanzsaldo für sich persönlich (TAS-P), der in Ostdeutschland bei +28 liegt und damit weiterhin im positiven Bereich. Im Vergleich zum TAS-W fällt der Neutralanteil mit 47,1 Prozent jedoch deutlich höher aus.
Ob Einheimische die Auswirkungen von Tourismus an ihrem Wohnort positiv oder negativ wahrnehmen wird mit Tourismusakzeptanz-Saldo (TAS) gemessen. Der TAS kann einen Wert von -100 (die negativen Auswirkungen des Tourismus überwiegen), bis +100 erreichen (die positiven Auswirkungen des Tourismus überwiegen) und wird in über 100 Destinationen in Deutschland standardisiert gemessen.
Gastfreundschaftliches Verhalten ist den Einheimischen wichtig. Das zeigt eine Befragung für das Tourismusbarometer in Ostdeutschland. Insgesamt geben 94 Prozent der Befragten in Ostdeutschland an, dass ihnen persönlich ein gastfreundschaftliches Verhalten wichtig ist. Den Spitzenwert hält Sachsen mit 96,2 Prozent.
Zudem leben gut 90 Prozent der Befragten gerne an ihrem Wohnort. Bei dieser Frage ist Thüringen mit 93,2 Prozent Spitzenreiter. Einheimische in Mecklenburg-Vorpommern macht es besonders stolz, an ihrem Wohnort zu leben (88,4 Prozent). Dort wird auch die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus höher als in anderen Bundesländern eingeschätzt (72,7 Prozent), während Sachsen-Anhalt (63,4 Prozent) und Thüringen (63,7 Prozent) dahinter zurückbleiben.
Die Gästezufriedenheit in Ostdeutschland ist 2024 um 0,4 Punkte gestiegen und lag bei 84,2 Punkten. Damit liegt Ostdeutschland beim Performance Score über dem bundesweiten Durchschnitt von 83,3 Punkten (+0,5 Punkte gegenüber 2023). Das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 ist allerdings bisher weder in Ostdeutschland (-0,9 Punkte) noch bundesweit (-1 Punkt) erreicht.
Mit Mecklenburg-Vorpommern (84,8 Punkte) und Sachsen (84,5 Punkte) liegen zwei ostdeutsche Bundesländer unter den Top 3. Auch Thüringen (83,5 Punkte) und Sachsen-Anhalt (83,4 Punkte) positionieren sich über dem Bundesdurchschnitt. Lediglich Brandenburg verfehlt diesen mit 83,1 Punkten knapp. Die Gästezufriedenheit spiegelt die wahrgenommene Qualität der Übernachtungsbetriebe durch ihre Gäste wider.
Die konjunkturelle Entwicklung im ostdeutschen Gastgewerbe ist nach einer kurzen Erholungsphase 2023 durch inflationsbedingte Preisanpassungen, die Rückkehr der regulären Mehrwertsteuer in der Gastronomie oder auch die Konsumzurückhaltung der Gäste im Jahr 2024 schwierig. Preisbereinigt musste das Gastgewerbe in Ostdeutschland im Jahr 2024 einen Umsatzrückgang von 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen.
Bereits im Vorjahr hatten steigende Kosten und sinkende Umsätze die Gewinnmargen um 2,1 Prozent sinken lassen. Mit 8,4 Prozent erreichten sie 2023 den niedrigsten Stand seit 2017 und spiegelten damit den bundesweiten Trend wider. Die Rentabilität vieler Betriebe gerät dadurch zunehmend unter Druck.
Landesspezifische Zahlen und Ergebnisse stellen wir auf Tourismusveranstaltungen im Spätsommer/Herbst vor: