Berlin, 20. Februar 2020 Die 45 Mitgliedssparkassen im Ostdeutschen Sparkassenverband (OSV) haben sich auch 2019 gut behauptet und sind mit einem blauen Auge durch das Jahr 2019 gekommen. Das Betriebsergebnis vor Bewertung der Sparkassen sank um 5,2 Prozent, erläuterten der Geschäftsführende OSV-Präsident, Dr. Michael Ermrich, und der Verbandsgeschäftsführer, Wolfgang Zender, am Donnerstag vor Journalisten in Berlin. Gleichzeitig lag die Kreditvergabe um 9,2 Prozent über dem hervorragenden Vorjahresniveau. „Das Sparkassengeschäft wächst überproportional, der Gewinn sinkt dennoch“.
Ermrich betonte, dass die Sparkassen für die Herausforderungen gut vorbereitet sind: Sie setzten alles daran, ihr Geschäft anzukurbeln, neue Geschäftsfelder zu erschließen und Kosten zu senken. Trotz aller Probleme gelte: „Wir waren in den 30 Jahren seit der Wiedervereinigung stets für unsere Kunden da. Der unmittelbare Kundenkontakt wird – neben den digitalen Angeboten – auch weiterhin der Kern unserer Aktivitäten sein, anders kann man schlecht den öffentlichen Auftrag einer flächendeckenden Versorgung mit Finanzdienstleistungen erfüllen. Wir werden also weiterhin mit Geschäftsstellen präsent sein, deren konkrete Gestaltung und Verteilung wird sich aber ändern. Größtenteils ist das bereits geschehen.“
Nicht hinnehmbar sei, wenn die Politik den Sparkassen und ihren Kunden das Leben zusätzlich erschwere. Beispielhaft nannte Ermrich die aktuellen Überlegungen des Bundesfinanzministers zur Transaktionssteuer. „Von der ursprünglichen Absicht, riskante Sekunden-Deals auszubremsen, sei nichts mehr übrig. Bundesminister Scholz will die großen Spekulanten schonen und bei den langfristig orientierten Vorsorge-Kleinsparern abkassieren.
Deren Geldanlagen in Aktien oder Aktienfonds sollen mit einer Umsatzsteuer in Höhe von 0,2 % belastet werden. Das ist das falsche Signal, in einer Zeit, in der Fonds – auch mit Aktien im Portfolio – der einzige Ausweg sind, um denen, die Sparen können, einen Weg zu ebnen, damit sie den Null- und Negativzinsen entkommen und aktiv für das Alter vorsorgen.“
Zur aktuellen Diskussion über eine Sparkassen-Zentralbank betonte Ermrich: „Wir wollen uns konstruktiv an der Diskussion zur Schaffung einer Sparkassen-Zentralbank beteiligen. Wir sind in alle Richtungen offen und nicht vorfestgelegt. Es geht darum, welche Teile der Helaba in ein neues Spitzeninstitut sinnvollerweise eingehen sollten.“ Den Sparkassen sei wichtig, dass weiter keine Länder im Eigentümerkreis des Spitzeninstituts seien.
Geschäftsentwicklung der OSV-Mitgliedssparkassen
Auch in der Niedrigzinsphase vertrauen die Kunden den Sparkassen weiter ihr Geld an und bauen bei Investitionsentscheidungen auf sie.
Kreditvergabe steigt
Die Ostdeutschen, insbesondere die ostdeutschen mittelständischen Unternehmen, sind investitionsfreudig. Trotz der schwächeren Konjunktur boomt die Kreditnachfrage bei den 45 OSV-Mitgliedssparkassen weiter. Im vergangenen Jahr vergaben sie insgesamt neue Kredite in Höhe von 11,6 Mrd. Euro und damit 9,2 Prozent mehr als 2018, davon 5,8 Mrd. Euro für Unternehmen und Selbständige (+ 3,8 Prozent) und 5,2 Mrd. Euro für Privatpersonen (+ 14,1 Prozent). Erneut ein Plus verzeichneten die Institute bei den Wohnungsbaufinanzierungen. Sie bewilligten neue Kredite in Höhe von 5,7 Mrd. Euro (+ 7,7 Prozent).
Das Kreditvolumen stieg 2019 im Jahresverlauf auf 61 Mrd. Euro (+ 6,9 Prozent), davon entfielen 29,8 Mrd. Euro (+ 8,2 Prozent) auf Unternehmen und Selbständige und 25 Mrd. Euro (+ 8 Prozent) auf Privatpersonen.
Einlagenwachstum hält an – Plus bei kurzfristig verfügbaren Anlagen
Das Einlagenwachstum der Sparkassenkunden setzte sich auch 2019 fort, und zwar um 5,4 Prozent auf 109,8 Mrd. Euro. Die Geldvermögensbildung der Privatkunden liegt mit rund + 5,7 Mrd. Euro weiterhin auf einem hohen Niveau. Dabei belaufen sich die Zuflüsse aus Einlagen auf + 4,7 Mrd. Euro und aus dem Wertpapiergeschäft auf + 1,0 Mrd. Euro.
Die Kunden bevorzugten wie in den Vorjahren die kurzfristig verfügbaren Sichteinlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten. Das Volumen der Sichteinlagen stieg 2019 um 10,9 Prozent auf 65,3 Mrd. Euro. Begehrt waren auch Spareinlagen mit normaler Verzinsung, deren Anteil um 9,8 Prozent auf 14,8 Mrd. Euro stieg.
Die Ostdeutschen sind beim Handel mit Wertpapieren eher zurückhaltend. Der Umsatz im Kundenwertpapiergeschäft betrug 8 Mrd. Euro (- 1,0 Prozent), der Nettoabsatz lag bei 1,3 Mrd. Euro (- 14,5 Prozent). Am beliebtesten waren Investmentfonds (+ 2,5 Prozent Veränderung ggü. gleichem Vorjahreszeitraum).
Weiter engagiert für Gemeinwohl
Im vergangenen Jahr stellten die Sparkassen und ihre Stiftungen wie schon im Vorjahr 51,8 Millionen Euro für Sponsoringvorhaben und Stiftungsprojekte aus den Bereichen Sport, Kultur, Jugend, Soziales, Umweltschutz und Forschung zur Verfügung.
OSV-Sparkassen behaupten sich
Erstmals mussten die ostdeutschen Sparkassen mit 0,94 Prozent der DBS (1,18 Mrd.) ein Betriebsergebnis vor Bewertung unter 1 Prozent der DBS hinnehmen. Dennoch zahlten die OSV-Sparkassen Steuern im Inland in Höhe von rund 326,2 Millionen Euro, etwa 21,3 Millionen Euro weniger als 2018.
Die Cost-Income-Ratio lag 2019 bei 61 Prozent (59,2 Prozent). Der vergleichbare Wert der großen deutschen Privatbanken bewegte sich nach wie vor deutlich über 80 Prozent.