Berlin/Potsdam, 6. Juni 2019
Die politischen Rahmenbedingungen in Europa und weltweit werden zunehmend schwerer einzuschätzen. Der Brexit, die italienische Haushaltspolitik, die US-Handelspolitik und internationale Handelsstreitigkeiten beeinflussen mittelbar die deutsche Konjunktur. China ist weltwirtschaftlich auf dem Vormarsch und schafft neue Partnerschaften und Wege im Handel. Unternehmen aber brauchen Investitionssicherheit und kalkulierbare Risiken, wenn sie sich auf internationalen Märkten engagieren wollen.
Viel Diskussionsstoff also für die Unternehmer, die Sparkassen-Firmenkundenberater und die Experten der Sparkassen-Finanzgruppe auf dem 4. Unternehmertag Internationales Geschäft, der vom Ostdeutschen Sparkassenverband in Kooperation mit dem Sparkassenverband Berlin durchgeführt worden ist. Die Tagung fand dieses Jahr in den Räumlichkeiten der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam statt, eines von zwei Kompetenzzentren für Internationales Geschäft im Ostdeutschen Sparkassenverband. Das Zweite ist das der Stadt- und Kreissparkasse Leipzig, die sich heute auch bei der Tagung einbrachte. Beide Sparkassen beraten mit ihren Auslandsspezialisten die Firmenkunden von mehr als 20 angeschlossenen Mitgliedssparkassen im Geschäftsgebiet des OSV.
Uwe Borges, Vorstandsmitglied der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam, hob in seiner Begrüßung die besondere Bedeutung dieses Geschäftsfeldes für die Sparkassen-Finanzgruppe hervor. Die Sparkassen sind Finanzierer Nummer 1 der mittelständischen Betriebe in Deutschland. Das Internationale Geschäft bietet gerade für mittelständische Unternehmen Wachstumsperspektiven. Die Sparkassen und ihre Verbundpartner aus der Sparkassen-Finanzgruppe bringen sich hierbei mit ihrer gebündelten Beratungskompetenz ein und stehen ihren Firmenkunden verlässlich zur Seite.
Unsichere Zeiten und Strukturen im Umbruch
Die politischen Krisen werden die Unsicherheit weiter schüren, da ist sich der Chefvolkswirt der Berliner Sparkasse Uwe Dürkop sicher. Die weiter anwachsenden Staatsverschuldungen bilden Risiken ebenso wie die anhaltenden internationalen Handelsstreitigkeiten. Auch bleibt offen, wie sich die deutschen Unternehmen im ökologisch unumgänglichen Strukturwandel behaupten werden.
Insbesondere in Europa bleiben mögliche Folgen des Brexit schwer zu kalkulieren. Managerin Stefanie Eich von der Außenwirtschaftsagentur Germany Trade and Invest riet deutschen Unternehmen, sich trotz unklarer politischer Lage auf den Brexit vorzubereiten. Dabei können in Abhängigkeit der individuellen Betroffenheit unterschiedliche Szenarien berücksichtigt werden.
Das erfolgreiche Drängen Chinas auf den Weltmarkt, wird nach Analyse von Ralf Schuster, Head of Banks Non-OECD Countries Landesbank Hessen-Thüringen weltwirtschaftlich gar zu neuen Partnerschaften und zu neuen Handelswegen führen, die in Europa zukünftig den Mittelmeerraum und den Balkan begünstigen könnten.
Tipps und Updates von Praktikern für Praktiker
Die Themen haben das Interesse der Tagungsteilnehmer getroffen. Entsprechend hoch und rege war dann auch die Beteiligung an den vier Foren im zweiten Teil des Unternehmertags am Nachmittag.
Die Teilnehmer diskutierten intensiv die Absicherung von Liefer-, Zahlungs- und Währungsrisiken im Außenhandel mit den beiden Experten der Mittelbrandenburgischen Sparkasse Dirk Siemann, Abteilungsleiter Auslandsgeschäft, und Michael Freund, Berater Zins- und Währungsmanagement.
Die Geschäftschancen in Afrika loteten die Tagungsteilnehmer gemeinsam mit der Marktkennerin und Leiterin Außenwirtschafts- und Entwicklungspolitik im Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft e.V. Judith Helfmann-Hundack aus.
Die EU-Förderung für international tätige Unternehmen stand im Fokus des Forums mit den beiden Wirtschaftsförderexperten Immo Böke, Projektmanager Enterprise Europe Network, Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH und Katarzyna Grajner, Projektmanagerin Enterprise Europe Network bei Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH.
Der Gründer des Instituts für Kommunikation und Gesellschaft Mathias Hamann diskutierte mit den Workshopteilnehmern angeregt über Mitarbeiterführung im Zeitalter der Beschleunigung. Dabei fanden seine Praxiserfahrungen als Mentor und Coach von Führungskräften viel Aufmerksamkeit.
Internationales Geschäft ist Wachstumschance für deutsche Mittelständler
Trotz teilweise skeptischer Einschätzung der künftigen Rahmenbedingungen für das Internationale Geschäft empfahlen die Experten den deutschen Unternehmen, ihre Chancen aktiv auszuloten, Lieferketten zu überprüfen und sich auf verändernde Strukturen rasch einzustellen. Dazu gehört auch, sich über die Absicherung von Risiken im Auslandsgeschäft, über EU-Förderungsmöglichkeiten und über die Besonderheiten einzelner Auslandsmärkte zu informieren. Die Sparkassen-Finanzgruppe ist im Ausland ein akzeptierter Partner. In knapp 170 Ländern bestehen Kontakte zu etablierten Partnern. Die Sparkassen bieten einen kompetenten und verlässlichen Lotsendienst für mittelständische Unternehmen, die ihre Wachstumschancen auf Auslandsmärkten nutzen wollen.
Die Teilnehmer des 4. Unternehmertages waren insgesamt begeistert von der Relevanz der Themen für ihre praktische Tätigkeit und von den Referenten. Viel Lob ernteten auch die Tagungslocation und der Tagungsrahmen. Besonders angetan waren die Teilnehmer von dem überaus regen fachlichen Austausch und den Möglichkeiten zum Netzwerken.
Der 5. Unternehmertag Internationales Geschäft von Ostdeutschem Sparkassenverband und Sparkassenverband Berlin findet voraussichtlich im Frühjahr 2020 statt.