OSV-Tourismusforum – Pre-Opening der ITB mit aktuellen Ergebnissen des Sparkassen-Tourismusbarometers
Berlin/Potsdam, 28. Februar 2023 Die Urlaubsreise steht bei den Deutschen auf der Konsumliste an zweiter Stelle nach Lebensmitteln und noch vor Wohnungseinrichtungen. Die ungebrochene Reiselust schlägt sich auch den Übernachtungszahlen 2023 nieder. In Ostdeutschland stieg die Zahl der gewerblichen Übernachtungen 2023 gegenüber dem Vorjahr um
5,4 Prozent, deutschlandweit sogar um 8,1 Prozent. Lediglich bei den leicht rückläufigen Tagesreisen schlägt die Konsumzurückhaltung durch. Das geht aus dem neuen Sparkassen-Tourismusbarometer hervor, das der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) am Dienstag in Potsdam auf seinem Pre-Opening der ITB vorgestellt hat.
Der Geschäftsführende OSV-Präsident Ludger Weskamp betonte: „Die Menschen konsumieren bewusster, trotzdem genießen Reisen nach wie vor hohe Priorität. Für die Unternehmen der Tourismus- und Freizeitwirtschaft lohnt es, auch angesichts unsicherer Rahmenbedingungen am Markt, sich auf das zu konzentrieren, was sie gestalten können. Wir müssen Tourismus anders denken. Nachhaltige Transformation ist kein Trend, sondern die Zukunft, in die es zu investieren lohnt.“
Tourismusregionen mit starken Ergebnissen
Bei den Übernachtungszahlen übertrafen alle fünf ostdeutschen Bundesländer 2023 das Niveau des Vorjahres. Der Städtetourismus mausert sich wieder zum Wachstumsmotor und auch der Incoming-Tourismus verspricht weitere Potenziale.
Gewinner war das städtisch geprägte Sachsen mit 19,9 Mio. gewerblichen Übernachtungen in 2023, Platz vier im Bundesländerranking (Übernachtungen + 10,9 Prozent ggü. 2022). Thüringen legte 2023 um 8,8 Prozent zu und erreichte 9,9 Mio. Übernachtungen.
In Sachsen-Anhalt stieg die Nachfrage um 5,6 Prozent auf 8,4 Mio. Übernachtungen. Brandenburg zählte 14,3 Mio. Übernachtungen (+ 5,4 Prozent). Mecklenburg-Vorpommern bestätigte seine guten Zahlen aus dem Vorjahr und meldete 32,2 Mio. Übernachtungen, gemessen am Zuwachs (+ 1,2 Prozent) deutsches Schlusslicht auf hohem Niveau.
Gästezufriedenheit verbessert sich leicht
Zur Erfolgsmessung im Tourismus gehören die Übernachtungszahlen wie auch ökonomische Kennzahlen zur Wertschöpfung, aber ebenso qualitative Messgrößen wie die Gästezufriedenheit. Künftig wird der Entwicklung des Tourismusbewusstseins und der Zufriedenheit der Menschen vor Ort sowie der Mitarbeitenden mehr Bedeutung beigemessen.
Die Gästezufriedenheit in Ostdeutschland (86,2 Punkte) hat gemessen am Trustscore das zweite Jahr in Folge leicht zugenommen (+ 0,2 Punkte) und nähert sich dem Vor-Corona-Niveau an. Bundesweit (86,8 Punkte) stagniert sie dagegen bereits das zweite Jahr in Folge. Sachsen (87,3 Punkte) bleibt weiter vorn und legte wie Brandenburg (86 Punkte), Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern (beide 85,8 Punkte) zu. Besonders wohl fühlen sich die Gäste in den Beherbergungsbetrieben in vielen sächsischen Regionen, in der Altmark, der Uckermark, der Thüringer Rhön und im Eichsfeld.
Freizeitwirtschaft übertrifft Vorjahr
Die Besucherzahlen der Kultur- und Freizeiteinrichtungen sind 2023 im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen. Mit einem Plus von 10 Prozent gegenüber 2022 entwickelten sich die ostdeutschen Einrichtungen besser als alle teilnehmenden Einrichtungen (+ 7 Prozent) aus zehn Bundesländern. Kulturangebote verzeichneten mit +12 Prozent den größten Zuwachs, liegen aber immer noch 13 Prozent unter dem Vor-Corona-Jahr 2019.
Erlebniseinrichtungen, Zoos und Thermen zählten 2023 9 Prozent mehr Besucher als im Vorjahr. Private Verkehrsträger verzeichneten 1 Prozent Zuwachs an Besuchern.
Moderate Preisentwicklung
Die Kosten- und Preisentwicklung war 2023 eines der bestimmenden Themen im Tourismus insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern, aber auch in Brandenburg. Nach den starken Preisanstiegen 2022 entwickelten sie sich in der ostdeutschen Hotellerie und in der Freizeitwirtschaft moderat mit jeweils etwa +3 Prozent und damit deutlich unterhalb der Inflationsrate 2023 (+5,9 Prozent). Dies deutet auf eine „gesunde“ Marktentwicklung hin.
Während sich die Preise in Mecklenburg-Vorpommern auf hohem Niveau stabilisierten (-1 Prozent) und in Brandenburg (+ 3,3 Prozent) nur leicht anstiegen, legten die drei weiteren ostdeutschen Bundesländer bei der Hotellerie um 6 bis 7 Prozent im Bundestrend zu.
Schwerpunktthema: Investitionen gestalten Zukunft
Bei der Zukunftsplanung und damit einhergehenden Investitionen der Unternehmen in Tourismus- und Freizeitwirtschaft ist unzureichendes Eigenkapital weniger ein Investitionshemmnis als Herausforderungen, wie die steigenden Kosten oder der unsichere politische Rahmen. Ein durchschnittliches Unternehmen im ostdeutschen Gastgewerbe mit 250.000 bis 500.000 Euro Jahresumsatz plant in den nächsten drei Jahren rund 55.000 Euro jährlich zu investieren. Das geht aus einer exklusiven Betriebsbefragung für das Sparkassen-Tourismusbarometer 2024 hervor.
Die drei wichtigsten Investitionsmotive sind dabei die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit, die Gästezufriedenheit und die Senkung der Betriebskosten.
Für 84 Prozent der Unternehmen ist Instandhaltung der wichtigste Investitionsbereich. Innovative und zukunftsfähige Investitionen stehen dagegen zu häufig hinten an. So herrscht bei 75 Prozent der ostdeutschen Tourismusunternehmen nach eigenen Aussagen leichter bis sehr hoher Investitionsstau. Darunter leiden die Qualität und die Zufriedenheit der Gäste mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Nachhaltige Transformation als Treiber
Ein Treiber auf dem Weg in die Zukunft ist die Nachhaltigkeit. Investitionen in die nachhaltige Transformation sind der Schlüssel für die nächsten zehn Jahre. Nachhaltiges Wirtschaften ist keine Zusatzaufgabe mehr, sondern integraler Bestandteil des unternehmerischen Handelns. Die Gäste honorieren es.
Bei einer Übernachtung im 3-Sterne-Hotel für 90 Euro würden fast zwei Drittel der Deutschen rund 22 Euro mehr bezahlen, wenn der Betrieb nachhaltig agiert. Denn das entspricht immer stärker den Wertvorstellungen der Gäste und stellt ein klares Qualitätsmerkmal dar.
Nachhaltigkeit ist kein Alleinstellungsmerkmal einzelner Betriebe mehr, sondern wird zunehmend zum Selbstverständnis. Nachhaltige Unternehmensführung ist ein dauerhafter Prozess, der auf einer klaren Haltung, langfristigen Ideen und Investitionen aufbaut. Die Unternehmen werden mit Kosteneinsparungen, Effizienzsteigerungen, Mitarbeiterbindung und Zielgruppenerweiterung belohnt.