Ostdeutsche Sparkassen sehen Trendwende bei den Kreditzusagen
Berlin, 27. August 2024
Die Sparkassen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt haben im ersten Halbjahr 2024 zusammen 5,1 Mrd. EUR neues Geld an Privathaushalte und die Wirtschaft in Form von Krediten zugesagt. Für das Gesamtjahr rechnen sie mit Zusagen in Höhe von rund 10 Mrd. EUR. Das teilte der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) auf seiner Pressekonferenz am Dienstag in Berlin mit.
Im Vergleich zum erwarteten Plus bei der gesamtwirtschaftlichen Leistung in den vier Bundesländern (in laufenden Preisen ca. 14 Mrd. EUR) zeige sich, dass die Sparkassen erneut einen bedeutenden Anteil an der Stabilisierung der Konjunktur und am erwarteten Wirtschaftswachstum dieser Bundesländer haben werden, so Verbandspräsident Ludger Weskamp und Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Zender weiter.
Besonders positiv sei, dass die sinkende Kreditnachfrage im ersten Halbjahr gestoppt habe und sich nun eine Trendwende abzeichnet.
„Aufgrund ihrer öffentlich-rechtlichen Verfasstheit sowie ihrer kommunalen und regionalen Bindung haben Sparkassen ein erstrangiges Eigeninteresse an einer guten wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung sowie an gesellschaftlicher Stabilität in ihren jeweiligen Heimat-Regionen. Das ist die Grundlage für ihr Motto:
In der Region, mit der Region, für die Region. Darauf basiert ihr Erfolg“, gab Weskamp zu Protokoll.
Nach Einschätzung des OSV hätten die vier Landesregierungen lang- und mittelfristig bezüglich der Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Standorte und für gute Investitionsbedingungen per Saldo sehr viel richtig gemacht.
Für Verunsicherung sorge dagegen weiterhin die Bundespolitik, wie erneut die jüngste überraschende Kürzung der Förderung der Energieberaterkosten belege.
Die Sparkassen raten der Bundespolitik daher, stärker zu berücksichtigen, dass die Menschen für finanzielle Entscheidungen, die lange Lebenszeiträume betreffen, vor allem sichere, planbare und verlässliche Rahmenbedingungen brauchen.
Wie im Kreditgeschäft verlor auch im Einlagengeschäft die noch 2023 festgestellte Abwärtstendenz spürbar an Kraft. Der Einlagenbestand lag zum Halbjahr bei 129,4 Mrd. EUR. Er ging damit von Januar bis Juni um 510 Mio. EUR zurück. Im gleichen Vorjahreszeitraum betrug der Rückgang noch 2,4 Mrd. EUR. Die Menschen müssten offenbar nicht mehr in so großem Umfang auf Rücklagen zurückgreifen, um ihre inflationsbedingt steigenden Lebenshaltungskosten zu stemmen, so Zender.
Der Blick auf das Wertpapiergeschäft der Sparkassenkunden zeige, dass diese dynamisch unterwegs waren, so Zender. Käufe und Verkäufe nahmen deutlich zu. Das spiegele die marktnahe Beratung durch die Sparkassen vor Ort.
Insgesamt spürten die Sparkassen wieder ein wachsendes Interesse der Kundinnen und Kunden an Produkten zur zusätzlichen privaten Altersvorsorge.
Unterm Strich erwarteten die Sparkassen im OSV 2024 ein Betriebsergebnis vor Bewertung von 2,1 Mrd. EUR, rund
45,1 Mio. EUR weniger als im von Sonderfaktoren geprägten, außergewöhnlich guten Jahr 2023.
Die an den Fiskus abzuführenden gewinnabhängigen Steuern werden laut Zender bei rund 555 Mio. EUR liegen.
Außerdem würden die Sparkassen auch 2024 mit Millionenbeträgen im mittleren zweistelligen Bereich die örtliche Kunst und Kultur, den Sport, soziale Projekte und weitere Initiativen sowie das bürgerschaftliche Engagement unterstützen, ergänzte Weskamp.
Hart ging Weskamp mit der stetig wachsenden Flut an Regulierungsvorschriften ins Gericht.
In den letzten 10 Jahren hätten die Sparkassen im Durchschnitt eine Konsultation der Europäischen Bankenaufsicht alle 14 Tage erfahren. Pro Tag hätte es vier für die Arbeit zu berücksichtigende Fragen und Antworten gegeben. „Das ist einfach too much. Wir brauchen Entlastung“, sind sich Weskamp und Zender einig.
Die Ost-Sparkassen fordern eine smarte Regulierung, die die Größe, das Risikoprofil und das Geschäftsmodell der Institute angemessen berücksichtigt. Eine Abkehr vom Dogma des sogenannten „single-rule-books“ sei erforderlich, weil es eben nicht so sei, dass eine Kleidergröße allen passe.
Weskamp und Zender berichteten über den beginnenden Einsatz künstlicher Intelligenz in den Sparkassen. Die vom Sparkassen Rechenzentrum FI bereitgestellte KI-Lösung unterstütze die Kundenberaterinnen und -berater in ihrer Tätigkeit, indem vorhandenes Wissen in der Sparkassen-Gruppe und bestehende EDV-Lösungen fallgerecht für die Beratertätigkeit aufgearbeitet und optimiert würden. Dadurch stiegen die Qualität und die Effizienz der Beratung. Die Daten blieben sicher auf den Servern des eigenen Rechenzentrums und nebenbei helfe es beim Umgang mit dem Fachkräftemangel.