Sustainable Leadership: starke Signale für Transformationsfinanzierung aus Leipzig

Hamburg/Leipzig, 10.05.2023 – Hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Banken- und Finanzbranche formulierten in Leipzig großen Unterstützungswillen, regional wirtschaftende Unternehmen in ihrer Transformation zu begleiten.

„Das Ambitionsniveau in der Finanzbranche und die Eindeutigkeit der Politik darf ruhig steigen – dann ziehen wir auch die gesamte Wirtschaft mit“, so lautet das Zwischenfazit von Yvonne Zwick, Vorsitzende von B.A.U.M. e.V. und damit eine der Gastgeberinnen der Veranstaltung in der Alten Börse Leipzig. Wolle Deutschland zum führenden Standort für Sustainable Finance werden, müsse sich das in den Wirkungen des Banking- und Investmentgeschäfts zeigen: in zukunftsfähigen, auch wirtschaftlich überzeugenden Geschäftsmodellen mit geringeren ökologischen Schäden bei gleichzeitig größtmöglichem gesellschaftlichen Nutzen im Hinblick auf den Erhalt von Arbeitsplätzen sowie die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Mit dem Thementag Transformationsfinanzierung öffnet B.A.U.M. e.V. als Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften gemeinsam mit seinen Partnern einen Diskursraum, in dem die Analyse des systematischen Zusammenspiels von öffentlicher Förderung und privaten Finanzierungsinstrumenten im Fokus steht. Absicht ist, mittelständische Unternehmen, öffentliche Akteure und Kommunen gleichermaßen zu stärken, damit sie Wohlstand, gutes Leben und die Zukunftsfähigkeit ihrer Region entwickeln können. Von den über 250 Teilnehmenden kommen je ein Drittel aus der Realwirtschaft sowie aus Banken und Finanzwirtschaft; das übrige Drittel stellen weitere Stakeholder. Mitteldeutschland ist mit ungefähr 40 Prozent der Teilnehmenden stark vertreten.

„Wir brauchen in den nächsten Jahren Investitionen in einer Größenordnung von Hunderten von Milliarden für den nachhaltigen und digitalen Umbau der Wirtschaft. Hier können Förderung und die Landesförderbanken einen wichtigen Beitrag zur Mobilisierung von privatem Kapital leisten. Dabei kommt es auch auf ein gutes Zusammenspiel mit der regionalen Wirtschaft, Banken und Sparkassen an“, stellte Dr. Katrin Leonhardt, Vorstandsvorsitzende der Sächsischen Aufbaubank und Mitglied im Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung, fest.

Um eine maximale Menge privaten Kapitals für die Transformationsfinanzierung zu mobilisieren, brauche es eine gute Verzahnung von Bund- und Länderangeboten, Mut zur Komplementarität und möglichst standardisierte Förderkriterien, um den Unternehmen Klarheit und Anreize für ihre nachhaltigen Investitionen zu geben. Wichtige Themen sind auch die Bewertung von Kredit- und Investitionsrisiken, insbesondere bei der Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen, sowie Risikoabsicherung für Innovationen, die die erforderlichen Technologiesprünge für eine nachhaltige Transformation ermöglichen.

Ludger Weskamp, geschäftsführender Präsident der Finanzgruppe Ostdeutscher Sparkassenverband, ist sich sicher: „Nur wenn es gelingt, Nachhaltigkeit zu einem ganz normalen Bestandteil des täglichen Geschäfts zu machen, werden wir diese Aufgabe bewältigen.“

Das Ausloten von Themen, die Banken, Finanzmarktakteure und produzierende Unternehmen gleichermaßen beschäftigen, und Bereichen, in denen sich Schnittstellen ausmachen lassen, um eben diese Integration ins Kerngeschäft zu befördern, steht im Mittelpunkt des Thementags. Sie sind erkennbar bei Standardinvestitionen, wie sie jetzt bei vielen Unternehmen und Haushalten anstehen – etwa wenn es darum geht, Liegenschaften und Immobilien im Lichte der Energiekrise neu zu bewerten.

Oliver Fern, LBBW-Regionalvorstand, sieht dabei Banken in einer Schlüsselrolle bei der Transformation der Wirtschaft – vor allem beim wichtigen Ziel der Dekarbonisierung: „Das Erreichen von Netto-Null-Emissionen ist eine der entscheidenden Herausforderungen unserer Zeit. Als starke, regional verwurzelte Universalbank versteht es die LBBW als ihre Pflicht, genau diese Rolle einzunehmen und die Transformation von Unternehmen, Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung Klimaneutralität aktiv zu gestalten.“

„Das Leitprinzip Nachhaltigkeit ist als Konzept genial. Wir müssen es in der Praxis aber mit Leben füllen“, erklärte Ahmed Demir in der Analyse zu den öffentlichen Finanzen. Anhand von drei Beispielen skizzierte er die Herausforderungen und Verbesserungspotenziale aus Sicht des Bundesrechnungshofs. Er plädierte dafür, Nachhaltigkeit im Haushaltskreislauf zu verankern, um Transparenz zu schaffen und die Wirksamkeit öffentlicher Gelder zu verbessern. Daneben hob er positiv hervor, dass die Bundesregierung ihre Sustainable-Finance-Strategie überarbeitet hat und die Finanzaufsicht stärken möchte. Mit Blick auf die Finanzierung des Wiederaufbaufonds durch grüne EU-Anleihen mahnte er indes an, dass die Europäische Union mehr gegen Greenwashing tun müsse.

Prof. Dr. Andreas Hoepner von der Universität Dublin zeigte, wie der europäische Green Deal auf die Bilanzen von Banken und Unternehmen wirkt. Expertinnen und Experten aus Unternehmen, Städten und Kommunen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und der Wissenschaft erörtern in Workshops und Diskussionen die unterschiedlichen Perspektiven auf die Voraussetzungen und Potenziale für Transformation, die in Mitteldeutschland nicht nur an diesem Tag spürbar stark ausgeprägt sind. Deutlich wurde der Bedarf an mehr Austausch zwischen Finanz- und Realwirtschaft und an der Entwicklung von Lösungen, die schnell verfügbar und zugleich eindeutig sind. Der Aufruf geht an alle Organisationen, die dem Gemeinwohl verpflichtet sind, ihre Übersetzungsleistungen für Regulierung zu erbringen und die Adaption an neue Rahmenbedingungen für Wirtschaft zu erhöhen.

Sehen Sie hier ein Grußwort von Michael Keller, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, zum Thementag von B.A.U.M.: https://www.youtube.com/watch?v=O1BI51Ut9AY&feature=youtu.be. „Wir sind als Bundesregierung angetreten, um die sozial-ökologische Marktwirtschaft voranzutreiben und ins Zentrum unserer Politik zu stellen“, so Keller.