Tourismusbarometer zieht erste umfassende Corona-Bilanz
Berlin, 7. Juli 2022 Die Menschen wollen wieder reisen und erwarten Qualität. Die zu halten und auszubauen ist angesichts des Fachkräftemangels eine der größten Herausforderungen für die touristischen Betriebe. Dabei ist der Tourismus in Ostdeutschland auch nach Corona robust.
Der coronabedingte Nachfragerückgang hat bislang keine nachhaltigen Blessuren in den Bilanzen der touristischen Betriebe hinterlassen. Offenbar haben die staatlichen Hilfen für die Betriebe entlastet. Das geht aus dem soeben erschienene Sparkassen-Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor.
Erfolgreicher Sommer 2021
2021 profitierten die ostdeutschen Reisegebiete erneut von der starken Sommersaison. Im gesamten Kalenderjahr 2021 verzeichnete Ostdeutschland laut amtlicher Statistik 61,4 Millionen Übernachtungen. Gegenüber 2019 bedeutet dies ein Minus von 30,1 Prozent (Deutschland -37,4 Prozent).
Aufgrund des zweiten großen Lockdowns nahm die touristische Saison erst im Laufe der Monate Mai und Juni Fahrt auf. So wurden im späteren Verlauf des Sommers 2021 Auslastungsraten erzielt, die an Normaljahre heranreichten oder diese übertrafen. Das Bettenangebot in den ostdeutschen Bundesländern nahm gegenüber 2019 um 3,5 Prozent (Stand Juli 2021) ab, was dem Bundesdurchschnitt entspricht. Die Anzahl der ostdeutschen Betriebe reduzierte sich gegenüber 2019 um 4,1 Prozent.
Schwieriger Jahresbeginn
In den ersten vier Monaten des Jahres 2021 herrschte nahezu Stillstand. Lediglich dienstlich und medizinisch begründete Reisen waren möglich, die Gastronomie durfte nur Liefer- und Mitnahmeservice anbieten. Die damit verbundenen Umsatzeinbußen wurden teilweise von staatlichen Hilfen, wie Kurzarbeitergeld, Fixkostenerstattung und umsatzbasierte Überbrückungshilfen, aufgefangen.
Dennoch hatte die Krise einschneidende Folgen, von der Abwanderung des Personals in andere Branchen, über temporäre Geschäftsstillegungen bis zu Geschäftsaufgaben. Im Vergleich zu 2019 brachen 2021 die Umsätze im Gastgewerbe um 40,3 Prozent ein. Die von den coronabedingten Einschränkungen geprägten Jahre 2020 und 2021 waren die umsatzschwächsten im Gastgewerbe seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 1994.
Barometer analysiert zwei schwierige Jahre
Das aktuelle Tourismusbarometer analysiert die betrieblichen Bilanzzahlen des Jahres 2020 und hier die Auswirkungen der Pandemie auf die betriebswirtschaftliche Lage der Betriebe. Danach sind die Gewinnmargen im ostdeutschen Beherbergungsgewerbe 2020 gegenüber 2019 leicht rückläufig und lagen auf dem Niveau von 2010.
Die Renditen fallen in den Bundesländern unterschiedlich aus. So erzielen die Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern mit einer durchschnittlichen Umsatzrendite von 15,6 Prozent ein Allzeithoch, das vor allem auf die hohen Zimmerpreise und die gute Auslastung in den Haupturlaubsmonaten zurückzuführen ist. Auch die sonst eher leistungsschwächeren Betriebe profitierten von einer hohen Zahlungsbereitschaft der Gäste und erreichten eine Durchschnittsmarge von 7,6 Prozent. Leicht zugelegt haben auch die Thüringer Betriebe, während die Umsatzrendite in Brandenburg und im Freistaat Sachsen im Vergleich zu 2019 gesunken ist. Sie liegen auf dem bundesweiten Niveau von 4,3 Prozent.
Ähnlich stellt sich die Situation in der Gastronomie dar. Die Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg steigerten 2020 ihre Gewinnmargen auf Rekordhöhe, während sie in Sachsen ein Allzeittief verbuchen mussten. Das Fehlen von Geschäftsreisenden und internationalen Gästen in den sächsischen Städten schlägt sich deutlich in den Bilanzkennzahlen nieder.
Qualität halten mit immer weniger Personal
Die Gäste erwarten Qualität und Service. Qualitätssicherung auf hohem Niveau in Zeiten zunehmender Personalknappheit ist eine enorme Herausforderung für Tourismusbetriebe. In einer umfassenden Sonderanalyse stellt das Tourismusbarometer heraus: Investitionen müssen verstärkt auch aus der Perspektive vorausschauender Personalpolitik gesehen werden. Mitarbeitersuche bleibt wichtig. Mitarbeiterbindung muss künftig stärker in den Fokus gerückt werden.
Und für die Betriebe gilt es, verstärkt die Potentiale der Prozessoptimierung auszuschöpfen. Dabei geht es nicht um Rationalisierung zwecks Kostenvorteilen, sondern um die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Hierzu braucht es ein Umdenken auf allen Ebenen in den Betrieben, in den Destinationsmanagementorganisationen und in der Politik.
Mehr Zahlen und Fakten bei vier Tourismusveranstaltungen
Landesspezifische Zahlen und Ergebnisse stellen wir auf unseren vier Tourismusveranstaltungen im August, September und Oktober 2022 vor:
Eine Anmeldung ist über www.osv-online.de/presse/veranstaltungen/ möglich.
Bestellungen für den umfassenden Jahresbericht Tourismusbarometer 2022 mit allen Daten im Anhang über unsere Internetseite: www.tourismusbarometer.de