Kunden können sich auf Sparkassen verlassen

Weskamp: Sparerinnen und Sparer brauchen Sicherheit und Berechenbarkeit

Berlin, 29. August 2023   

Die Kunden der ostdeutschen Sparkassen sind vorsichtig und halten sich bei Investitionen zurück. Umso wichtiger ist es, dass die 43 Mitgliedssparkassen im Ostdeutschen Sparkassenverband (OSV) für Sicherheit, Zuverlässigkeit und Kundennähe stehen. Der Geschäftsführende Präsident des OSV, Ludger Weskamp, kritisierte am Dienstag vor Journalisten in Berlin, dass die Politik die Menschen oft verunsichere, mutlos mache. Aufgabe der Politik sei es zu ermutigen und Orientierung zu geben. Er forderte klare Investitionssignale durch Bürokratieabbau und Steuererleichterungen.

Weskamp und der Verbandsgeschäftsführer des OSV, Wolfgang Zender, wiesen auf die Belastungen der Bürgerinnen und Bürger durch steigende Lebenshaltungskosten hin. Viele Haushalte können ihren bisherigen Lebensstandard nicht mehr halten. Inflationsbereinigt sinken die Konsumausgaben auf breiter Front.

Die Menschen könnten weniger sparen, legten aber ihr Geld wieder längerfristig an und nutzten hier die gute Beratung der Sparkassen. Gleichzeitig fragten sie im 1. Halbjahr weniger neue Kredite nach.

Viele Menschen, die gern Wohneigentum bilden wollten, würden die Pläne verschieben angesichts dieser Belastungen und angesichts der inzwischen deutlich höheren Finanzierungskosten (verglichen mit Anfang 2022) sowie der deutlich gestiegenen Baupreise. Die Diskussionen um das Gebäudeenergiegesetz habe zum Einbruch bei den Immobilienkrediten, auch in den Bereichen der Sanierung, beigetragen. Die Menschen scheuen das für sie unkalkulierbare Risiko.

Weskamp betonte, die politisch Verantwortlichen müssten für Planbarkeit sorgen und Randbedingungen schaffen, die Investitionen begünstigen. „Wir brauchen eine Investitionskultur anstelle der Streitunkultur.“

Weskamp sprach sich für gezielte Steuererleichterungen aus, beispielsweise bei der Grunderwerbsteuer. Es gehe nicht an, dass die Inflation und steigende Immobilienpreise die Grunderwerbsteuer stetig nach oben treibe. „Die selbstgenutzte Immobilie ist eine gute Altersvorsorge. Es ist durchaus sinnvoll, für das erste Eigenheim auf diese Steuer zu verzichten.“

Weskamp bekräftigte: „Gerade in als schwierig empfundenen Zeiten ist die Beständigkeit und Zuverlässigkeit der Sparkassen, ihre regionale Verankerung, systemstabilisierend. Sie geben Orientierung sind vor Ort und bleiben vor Ort . Unser Angebot finden sie nahezu überall.“ Das Angebot der Sparkassen und ihrer Verbundpartner sei vielfältig. Es umfasse klassische Geldanlagen und Sparleistungen, aber auch Wertpapiere und Versicherungen.

„Unsere Sparkassen beraten bei der Geldanlage immer im Kundeninteresse, d.h. aktuell in Anlageformen, die zumindest einen größeren Teil der Inflation ausgleichen können, als klassische Festgelder. Momentan halten sie Kunden eher vom Sparbuch und vom Festgeld ab. Vor allem beraten sie raus aus der Geldaufbewahrung auf dem unverzinsten Girokonto. Unsere Zahlen spiegeln das wider“, erläuterte Weskamp.

Geschäftsentwicklung der OSV-Mitgliedssparkassen

Die Ostdeutschen Unternehmen und Privatpersonen hielten sich im ersten Halbjahr mit Investitionen zurück. Lediglich die Kommunen fragten verstärkt Kredite nach.

Kreditvergabe geht spürbar zurück

Die 43 OSV-Sparkassen vergaben im 1. Halbjahr neue Kredite in Höhe von 5,2 Mrd. Euro (- 35,7 Prozent ggü. Vorjahreszeitraum).

Dabei entfielen auf Unternehmen und Selbständige 2,7 Mrd. Euro (ggü. Vorjahreszeitraum – 31,3 Prozent), auf Privatpersonen 2 Mrd. Euro (ggü. Vorjahreszeitraum – 46,3 Prozent). Besonders ausgeprägt war der Rückgang im Wohnungsmarkt. Die Sparkassen bewilligten Kredite mit einem Volumen von nur noch rund 2,4 Mrd. Euro (ggü. Vorjahreszeitraum – 48,1 Prozent). Die Kredite an öffentliche Haushalte sind um + 60,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 430 Millionen Euro gestiegen.

Im Juni sind im Vergleich zum Mai 2023 die Neuzusagen an Unternehmen und Selbständige um rund 41 Millionen Euro gestiegen. Auch die Zusagen für Wohnungsbaukredite sind um rund 47 Millionen Euro bzw. 11 Prozent angewachsen (alle Kunden).

Kreditvolumen wächst weiter

Dies hatte Auswirkungen auf das nur noch moderate Wachstum des Kreditvolumens bei den 43 Sparkassen. Es stieg im ersten Halbjahr um 1,9 Mrd. Euro (+ 2,5 Prozent) auf 78,6 Mrd. Euro. Bei Unternehmen und Selbständigen betrug der Zuwachs 2,7 Prozent auf 38,6 Mrd. Euro und bei Privatpersonen 2,1 Prozent auf 33,1 Mrd. Euro. Bei öffentlichen Haushalten/Sonstigen verzeichneten die Sparkassen ein Plus von 2,9 Prozent auf 6,8 Mrd. Euro.

Einlagen stabil – längerfristigen Anlagen gefragt

Wie im Vorjahr gingen die Einlagen im ersten Halbjahr wieder leicht zurück, in diesem Jahr um 1,8 Prozent. Sie betrugen zur Jahresmitte 127,8 Mrd. Euro. Dank der guten Beratung der Sparkassen vertrauten die Kundinnen und Kunden wieder auf längerfristige Anlagen. Gefragt waren Termingelder. Ihr Volumen wuchs um 205 Prozent.

Wertpapiere

Die Sparkassenkunden investierten in den ersten sechs Monaten weiter in Wertpapiere. Sie kauften Papiere im Wert von rund 4,5 Mrd. Euro und verkauften Papiere im Wert von rund 1,7 Mrd. Euro. Der Nettoabsatz betrug somit 2,8 Mrd. Euro und lag 33 Prozent über dem Wert des Vorjahreszeitraumes.

Rentabilitätsentwicklung

Ungeachtet von vor allem inflationsbedingten Kostensteigerungen erwarten die OSV-Sparkassen ein stabiles Betriebsergebnis vor Bewertung von 1,25 Prozent der Durchschnittsbilanzsumme (DBS). Zur Jahresmitte des vergangenen Jahres lag der entsprechende Erwartungswert bei 0,75 Prozent der DBS. Erreichen konnten die Sparkassen zum Jahresende 2022 hingegen 0,89 Prozent der DBS.