Sparkassen-Tourismusbarometer für Sachsen: Freistaat auf Wachstumskurs, besonders Ostsachsen und Städte gefragt, Touristiker zuversichtlich

 

Weskamp: Nachhaltig in die Zukunft

Radebeul, 11. September 2024   Das Reiseland Sachsen hat das hohe Nachfrageniveau von 2019 fast wieder erreicht. Im ersten Halbjahr 2024 lag die Zahl der Übernachtungen in gewerblichen Betrieben nur noch noch 1,7 Prozent unter dem Vergleichszeitraum 2019. Die Monate März und Mai übertrafen 2019 sogar. Das geht aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer 2024 des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor, dessen Ergebnisse für Sachsen der OSV am Mittwoch in Radebeul vorgestellt hat.

Der Tourismus in Sachsen ist auf Wachstumskurs. Die Halbjahresbilanz 2024 weist einen Anstieg der Übernachtungszahlen in gewerblichen Betrieben gegenüber dem Vergleichszeitraum 2023 um 2,6 Prozent auf 9,19 Millionen Übernachtungen aus. Sachsen übertrifft das Nachfrageplus in Ostdeutschland (2,2 Prozent) und deutschlandweit (2,1 Prozent). Die östlichen Regionen Sachsens haben zu diesem guten Ergebnis besonders beigetragen. Die großen Städte werden wieder zum Wachstumsmotor.

Die Stimmung im Gastgewerbe im Frühjahr und Sommer 2024 ist hingegen eingetrübt. Bei der Zukunftsplanung und damit einhergehenden Investitionen der Unternehmen in Tourismus- und Freizeitwirtschaft ist unzureichendes Eigenkapital oder schwache Bonität weniger ein Investitionshemmnis als Herausforderungen, wie steigende Kosten für Energie, Rohstoffe und Löhne, Fachkräftemangel, übermäßige Bürokratie oder der unsichere politische Rahmen und eine schwache Inlandsnachfrage.

„Für die Unternehmen der Tourismus- und Freizeitwirtschaft lohnt es, auch angesichts unsicherer Rahmenbedingungen am Markt, sich auf das zu konzentrieren, was sie gestalten können. Wir müssen Tourismus anders denken. Nachhaltige Transformation ist kein Trend, sondern die Zukunft, in die es zu investieren lohnt.“, betonte der Geschäftsführende Präsident des OSV, Ludger Weskamp.

Tatsächlich ist die Nachhaltigkeit ein Treiber auf dem Weg in die Zukunft. Für die Gäste wird Nachhaltigkeit zunehmend zum Qualitätsmerkmal. Investitionen in die nachhaltige Transformation sind daher der Schlüssel für eine starke Marktposition in den nächsten zehn Jahren.

Östliches Sachsen besonders erfolgreich

Die sächsischen Reisegebiete haben sich im ersten Halbjahr 2024 überwiegend dynamisch entwickelt. Besonders starke Steigerungen der Übernachtungszahlen gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichneten die ostsächsischen Destinationen Oberlausitz (+ 7,9 Prozent), Sächsische Schweiz (+ 6 Prozent), Stadt Dresden (+ 5,1 Prozent) und Elbland
(+ 4 Prozent). Aber auch Stadt Leipzig (+ 3,1 Prozent) und Vogtland (+ 1,9 Prozent) verzeichneten Nachfragezuwächse. Weniger Übernachtungen in der Halbjahresbilanz 2024 gegenüber 2023 zählten Erzgebirge (- 0,6 Prozent), Chemnitz Zwickau Region (- 1,2 Prozent) und Leipzig Region (- 5,5 Prozent).

Sächsische Städte zurück als Wachstumsmotoren

Der Städtetourismus hat in der Corona-Krise besonders gelitten. Umso erfreulicher ist, dass die sächsischen Städte mit mehr als 50.000 Einwohner im Jahr 2023 im Vergleich zu 2022 deutlich mehr Übernachtungen in gewerblichen Betrieben verzeichneten. Zwickau (+ 16 Prozent) und Dresden
(+ 15,7 Prozent) übertrafen sogar den deutschlandweiten Wert (+ 13,6 Prozent). Aber auch Leipzig (+ 13,6 Prozent), Chemnitz (+ 11 Prozent), Görlitz (+ 9,3 Prozent) und Plauen (+ 2,6 Prozent) hatten spürbare Nachfragezuwächse.

Entwicklungstreiber im Sachsen-Tourismus

Insbesondere die Auslandsgäste trugen zur erfreulichen Halbjahresbilanz 2024 bei. Ihre Zahl der Übernachtungen in gewerblichen Betrieben stieg im Zeitraum Januar bis Juni 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 13,9 Prozent, die Binnennachfrage lediglich um 1,4 Prozent.

Zur guten Entwicklung Sachsens haben 2023 vor allem die Hotellerie mit einem leicht rückläufigen Niveau von 13,3 Millionen Übernachtungen, der Ferienwohnungsmarkt mit einem leichten Zuwachs auf 1,5 Millionen Übernachtungen und Camping mit einem leichten Zuwachs auf 1,1 Millionen Übernachtungen beigetragen.

Saisonal ist das Frühjahr ein Entwicklungstreiber. Die Übernachtungsgäste kommen am liebsten im Frühjahr nach Sachsen. 2023 verzeichnete der Freistaat im Zeitraum März bis Juni 6,9 Millionen Übernachtungen oder 34,6 Prozent Anteil an allen Übernachtungen 2023. In den Sommermonaten Juli und August, wurden 2023 4,2 Millionen Übernachtungen gezählt. Das entspricht einem Anteil an allen Übernachtungen 2023 von 20,9 Prozent. In den Herbstmonaten September und Oktober waren es 3,9 Millionen Übernachtungen oder 19,6 Prozent Anteil an 2023. Hier steckt noch viel Potential. Und in den Wintermonaten November bis Februar 5,1 Millionen Übernachtungen, also 25,6 Prozent.

Freizeitwirtschaft erholt sich nur langsam

Die sächsische Freizeitwirtschaft hat auch im ersten Halbjahr 2024 die Besucherzahleneinbrüche aus der Corona-Krisenzeit noch nicht überwunden. Die Zahl der Besucher in Kultur- und Freizeiteinrichtungen Sachsens verzeichnete von Januar bis Juni 2024 ein Plus von 2 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 (deutschlandweit 3 Prozent). Allerdings sind das immer noch 4 Prozent weniger Besucher als im Vor-Corona-Jahr 2019. Für ganz Deutschland beträgt der Wert sogar minus 5 Prozent. Erfreulich: Schloss Moritzburg steht 2024 auf Platz 2 der beliebtesten Schlösser in Deutschland.

Gastgewerbe gewinnt Handlungsspielraum

Das Gastgewerbe in Sachsen zeigte im aktuellen Bilanzjahr 2022 ein rückläufiges operatives Ergebnis bei allerdings steigender Bonität. Denn die Gewinnmargen sanken um 4,5 Prozent im Bilanzjahr 2022 gegenüber 2021, zum Vergleich minus 5,2 Prozent in Ostdeutschland, minus 3,8 Prozent in Deutschland. Gleichzeitig stieg die Eigenkapitalquote der gastgewerblichen Betriebe in Sachsen um 1,8 Prozent, zum Vergleich plus 4,1 Prozent in Ostdeutschland, plus 0,2 Prozent in Deutschland.

Ein durchschnittliches Unternehmen im ostdeutschen Gastgewerbe mit 250.000 bis 500.000 Euro Jahresumsatz plant in den nächsten drei Jahren rund 43.000 Euro jährlich zu investieren. Das geht aus einer exklusiven Betriebsbefragung für das Sparkassen-Tourismusbarometer 2024 hervor. Die drei Haupt-Investitionsmotive in Sachsen sind die Gästezufriedenheit, die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und die Abgrenzung von Wettbewerbern.

Hoch zufriedene Gäste

Die hohe Zufriedenheit der Gäste mit der Qualität ihrer sächsischen Übernachtungsquartiere erreicht 2024 den Wert von 87 Punkten beim Trust Score. Sachsen bestätigt das hohe Niveau aus dem Vorjahr 2023 und liegt nach wie über dem deutschlandweiten Trust Score (86,8 Punkte).

Besonders hoch ist die Gästezufriedenheit 2024 in der Sächsischen Schweiz (89,6 Punkte), im Erzgebirge (88,6 Punkte), in der Oberlausitz und im Sächsischen Elbland (beide 87,9 Punkte) sowie im Vogtland (87 Punkte). Aber auch Leipzig Region (83,9 Punkte) und Chemnitz Zwickau Region (83,3 Punkte) erreichen gute Werte beim Trust Score. Ebenfalls punkten mit zufriedenen Gästen können die sächsischen Städte Dresden (83,9 Punkte), Leipzig (82,7 Punkte) und Chemnitz (82,6 Punkte), für Städte Top-Werte.

Hohe Zufriedenheit erkennt der Trust Score bei der Location (92,7 Punkte), beim Service (92,5 Punkte) und dem Hotel (89,8 Punkte). Schwachstellen sind die Zimmer (79 Punkte), das gefühlte Preis-Leistungs-Verhältnis (74,8 Punkte), und der Internetzugang (48,7 Punkte).

Der Trust Score fasst Gästebewertungen auf rund 250 Onlineplattformen für Unterkunftsbetriebe zu einem Gesamtwert der Gästezufriedenheit zusammen, maximal 100 Punkte können erreicht werden.

Gäste erwarten Qualität und Nachhaltigkeit

56% der Deutschen sehen Nachhaltigkeit als Qualitätsmerkmal. Das ergab eine repräsentative Online-Panel-Umfrage unter Betrieben des Gastgewerbes in Deutschland 2024 des Deutschen Tourismusverbandes.

In den Unternehmen ist das Bewusstsein darüber vorhanden, aber es gibt noch zu wenig konkretes Handeln. In Sachsen gibt es vor allem Nachholbedarf bei der ökologischen Nachhaltigkeit. Das zeigt eine Online-Betriebsbefragung in Ostdeutschland für das Tourismusbarometer. In Sachsen denken 74,6 Prozent der Unternehmer, dass ökologische und soziale Maßnahmen die Qualität des eigenen Angebotes sichern. 35,5 Prozent stehen noch am Anfang in Sachen sozialer Nachhaltigkeit, 39,6 Prozent am Anfang in Sachen ökologischer Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit ist kein Alleinstellungsmerkmal einzelner Betriebe mehr, sondern wird zunehmend zum Selbstverständnis. Nachhaltige Unternehmensführung ist ein dauerhafter Prozess, der auf einer klaren Haltung, langfristigen Ideen und Investitionen aufbaut. Die Unternehmen werden mit Kosteneinsparungen, Effizienzsteigerungen, Mitarbeiterbindung und Zielgruppenerweiterung belohnt.

 

Weitere Informationen zum Tourismusbarometer im Internet unter:

www.s-tourismusbarometer.de

 

 

Fotos der Veranstaltung finden Sie unter:

www.photothek.de/upload/OSV_11_09_24