Brandenburg an der Havel, 3. September 2024
Die Tourismusdestination Brandenburg hat das Vor-Corona-Nachfrageniveau von 2019 längst übertroffen, zählte 2023 14,3 Millionen Übernachtungen in gewerblichen Betrieben und wächst weiter. Das geht aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer 2024 des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor, dessen Ergebnisse für Brandenburg der OSV am Dienstag in Brandenburg an der Havel vorgestellt hat.
Im ersten Halbjahr 2024 steigt die Zahl der Übernachtungen in gewerblichen Betrieben gegenüber dem Vergleichszeitraum 2023 um
1,9 Prozent auf 6,45 Millionen. Damit liegt Brandenburg nur gering unter dem Nachfrageplus in Ostdeutschland (2,2 Prozent) und in ganz Deutschland (2,1 Prozent). Insbesondere die südlichen Regionen haben zu diesem guten Ergebnis beigetragen.
Die Stimmung im Gastgewerbe im Frühjahr und Sommer 2024 ist hingegen eingetrübt. Bei der Zukunftsplanung und damit einhergehenden Investitionen der Unternehmen in Tourismus- und Freizeitwirtschaft ist unzureichendes Eigenkapital oder schwache Bonität weniger ein Investitionshemmnis als Herausforderungen, wie steigende Kosten für Energie, Rohstoffe und Löhne, Fachkräftemangel, übermäßige Bürokratie oder der unsichere politische Rahmen und eine schwache Inlandsnachfrage.
„Für die Unternehmen der Tourismus- und Freizeitwirtschaft lohnt es, auch angesichts unsicherer Rahmenbedingungen am Markt, sich auf das zu konzentrieren, was sie gestalten können. Wir müssen Tourismus anders denken. Nachhaltige Transformation ist kein Trend, sondern die Zukunft, in die es zu investieren lohnt.“, betonte der Geschäftsführende Präsident des OSV, Ludger Weskamp.
Tatsächlich ist die Nachhaltigkeit ein Treiber auf dem Weg in die Zukunft. Für die Gäste wird Nachhaltigkeit zunehmend zum Qualitätsmerkmal. Investitionen in die nachhaltige Transformation sind daher der Schlüssel für eine starke Marktposition in den nächsten zehn Jahren.
Die Brandenburger Reisegebiete haben sich im ersten Halbjahr 2024 unterschiedlich dynamisch entwickelt. Besonders starke Übernachtungssteigerungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichneten Dahme-Seengebiet (14,1 Prozent), Elbe-Elster-Land (11,4 Prozent), Lausitzer Seenland (9 Prozent) und Potsdam (7 Prozent). Über dem Landesdurchschnitt zulegen konnten auch Prignitz (3,9 Prozent), Ruppiner Seenland (3,5 Prozent) und Spreewald (2,7 Prozent). Nur leichte Zugewinne hatten Havelland (0,4 Prozent) und Uckermark hielt ihr Ergebnis des Vorjahreszeitraums, während Seenland Oder-Spree (- 0,4 Prozent) und Fläming (- 0,9 Prozent) knapp darunterblieben. Das Barnimer Land zählte 21,3 Prozent weniger Übernachtungen als im ersten Halbjahr 2023.
Zur guten Entwicklung der Destination Brandenburg haben 2023 vor allem die Hotellerie mit einem stabilen Niveau von 7,1 Millionen Übernachtungen, der Ferienwohnungsmarkt mit einem leichten Zuwachs auf 2,2 Millionen Übernachtungen und Camping mit einem leichten Zuwachs auf 1,6 Millionen Übernachtungen beigetragen. Insbesondere Camping wird noch Potential zugesprochen.
Saisonal ist das Frühjahr ein Entwicklungstreiber. Die Übernachtungsgäste kommen am liebsten im Frühjahr nach Brandenburg. 2023 verzeichnete Brandenburg im Zeitraum März bis Juni 5,1 Millionen Übernachtungen oder 35,5 Prozent Anteil an allen Übernachtungen 2023. In den Sommermonaten Juli und August, wurden 2023 3,7 Millionen Übernachtungen gezählt. Das entspricht einem Anteil an allen Übernachtungen 2023 von 25,7 Prozent. In den Herbstmonaten September und Oktober waren es 2,7 Millionen Übernachtungen oder 19 Prozent Anteil an 2023. Hier steckt noch viel Potential. Und in den Wintermonaten November bis Februar 2,9 Millionen Übernachtungen, also 20,5 Prozent.
Die Brandenburger Freizeitwirtschaft hat auch im ersten Halbjahr 2024 die Besucherzahleneinbrüche aus der Corona-Krisenzeit noch nicht überwunden. Die Zahl der Besucher in Kultur- und Freizeiteinrichtungen Brandenburgs verzeichnete von Januar bis Juni 2024 ein leichtes Plus von 1 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 (deutschlandweit 3 Prozent). Allerdings sind das immer noch 9 Prozent weniger Besucher als im Vor-Corona-Jahr 2019. Für ganz Deutschland beträgt der Wert nur minus 5 Prozent.
Das Gastgewerbe in Brandenburg zeigt ein stabiles operatives Ergebnis bei steigender Bonität. Denn das Gastgewerbe verzeichnet leicht steigende Gewinnmargen von + 0,1 Prozent im Bilanzjahr 2022 gegenüber 2021, zum Vergleich minus 5,2 Prozent in Ostdeutschland, minus 3,8 Prozent in Deutschland. Gleichzeitig stieg die Eigenkapitalquote der Betriebe in Brandenburg um 7,8 Prozent, zum Vergleich plus 4,1 Prozent in Ostdeutschland, plus 0,2 Prozent in Deutschland.
Ein durchschnittliches Unternehmen im ostdeutschen Gastgewerbe mit 250.000 bis 500.000 Euro Jahresumsatz plant in den nächsten drei Jahren rund 55.000 Euro jährlich zu investieren. Das geht aus einer exklusiven Betriebsbefragung für das Sparkassen-Tourismusbarometer 2024 hervor. Die drei Haupt-Investitionsmotive in Brandenburg sind die Gästezufriedenheit, die Senkung von Betriebskosten und die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit.
Die Zufriedenheit der Gäste mit der Qualität ihrer Übernachtungsquartiere in Brandenburg ist 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Punkte auf den Wert von 86 Punkten beim Trust Score gestiegen. Er liegt nach wie vor unter dem deutschlandweiten Trust Score (86,8 Punkte).
Die Gästezufriedenheit stieg 2024 gegenüber 2023 in Potsdam auf 82,9 Punkte (+ 1,6), Barnimer Land auf 83,6 Punkte (+ 0,5), Ruppiner Seenland auf 85,2 (+ 0,3), Fläming auf 85,8 Punkte (+ 0,7), Havelland auf 86,2 Punkte (+ 1,5), Spreewald 88,1 Punkte (+0,4) und Uckermark 88,8 Punkte (+ 0,3).
In Elbe-Elster-Land blieb die Zufriedenheit konstant bei 88 Punkten.
Die Gästezufriedenheit sank in Seenland Oder-Spree auf 85,7 Punkte (-0,1), Dahme-Seenland auf 81 Punkte (- 0,1), Lausitzer Seenland auf 86,3 Punkte (-0,8) und Prignitz auf 85,1 Punkte (-1,2),
Hohe Zufriedenheit erkennt der Trust Score bei der Location (93,2 Punkte), beim Service (90,7 Punkte) und dem Hotel (88,1 Punkte). Schwachstellen sind die Zimmer (76,2 Punkte), das gefühlte Preis-Leistungs-Verhältnis (68,4 Punkte), und der Internetzugang (46 Punkte).
Der Trust Score fasst Gästebewertungen auf rund 250 Onlineplattformen für Unterkunftsbetriebe zu einem Gesamtwert der Gästezufriedenheit zusammen, maximal 100 Punkte können erreicht werden.
56% der Deutschen sehen Nachhaltigkeit als Qualitätsmerkmal. Das ergab eine repräsentative Online-Panel-Umfrage unter Betrieben des Gastgewerbes in Deutschland 2024 des Deutschen Tourismusverbandes.
In den Unternehmen ist das Bewusstsein darüber vorhanden, aber es gibt noch zu wenig konkretes Handeln. In Brandenburg gibt es vor allem Nachholbedarf bei der ökologischen Nachhaltigkeit. Das zeigt eine Online-Betriebsbefragung in Ostdeutschland für das Tourismusbarometer. In Brandenburg denken 66 Prozent der Unternehmer, dass ökologische und soziale Maßnahmen die Qualität des eigenen Angebotes sichern. 22,8 Prozent stehen noch am Anfang in Sachen sozialer Nachhaltigkeit, 54,3 Prozent am Anfang in Sachen ökologischer Nachhaltigkeit.
Nachhaltigkeit ist kein Alleinstellungsmerkmal einzelner Betriebe mehr, sondern wird zunehmend zum Selbstverständnis. Nachhaltige Unternehmensführung ist ein dauerhafter Prozess, der auf einer klaren Haltung, langfristigen Ideen und Investitionen aufbaut. Die Unternehmen werden mit Kosteneinsparungen, Effizienzsteigerungen, Mitarbeiterbindung und Zielgruppenerweiterung belohnt.