Sparkassen-Tourismusbarometer für Sachsen: Deutliche Nachfrageverluste durch Corona – Neustart in Reisegebieten unterschiedlich gelungen
Bad Düben, 8. September 2021 Sachsens touristische Ziele sind nach der dritten Corona Welle wieder gefragt. Dennoch hat Corona tiefe Spuren in der Tourismuslandschaft hinterlassen und Probleme, wie den Fachkräftemangel verschärft. Das geht aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer 2021 des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor, dessen Ergebnisse für den Freistaat der OSV am Mittwoch im Heide Spa in Bad Düben vorgestellt hat.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Gastgewerbe hat im Mai 2021 gegenüber dem Vorjahr um 10,1 Prozent abgenommen. Zudem ist die Zahl gemeldeter Ausbildungsstellen im Jahr 2020 um 3 Prozent zurückgegangen und im Juli 2020 waren 15,3 Prozent der Ausbildungsstellen im Gastgewerbe unbesetzt.
Der Geschäftsführende Präsident des OSV, Dr. Michael Emrich, betonte, die Pandemie habe die Tourismusbranche erheblich durchgeschüttelt und Verbesserungspotential aufgezeigt. „Die touristischen Betriebe haben die Herausforderung angenommen. Sie erleben, dass Qualität und ein flexibler Umgang mit Gästewünschen mehr denn je ein Schlüssel zum Erfolg sind. Wir lernen aus der Krise und werden noch besser.“
Nach dem bereits durch Corona beeinträchtigten 1. Halbjahr 2020 mussten die touristischen Betriebe im Freistaat Sachsen im 1. Halbjahr 2021 erneut drastische Rückgänge bei Ankünften (- 57,7 Prozent) und Übernachtungen (- 42,9 Prozent) hinnehmen. Zählten die sächsischen Betriebe noch 9,3 Millionen Übernachtungen im ersten Halbjahr 2019, waren es im 1. Halbjahr 2020 5,3 Millionen Übernachtungen und im Lockdown-Halbjahr 2021 nur noch 3 Millionen Übernachtungen. Die Nachfrageverluste trafen alle Ferienregionen des Freistaates.
Nachfrageverluste unterschiedlich ausgeprägt in Reisegebieten
Der Neustart des Tourismus in den sächsischen Reisegebieten ist unterschiedlich erfolgreich verlaufen, in Abhängigkeit von den Corona-Inzidenzen in den Landkreisen.
Während die Übernachtungen im Juni 2021 gegenüber Juni 2020 im Vogtland (+ 12,4 Prozent), in Leipzig (+ 11,2 Prozent), im sächsischen Burgen- und Heideland (+ 9,1 Prozent) und in Chemnitz (+ 4,5 Prozent) zunahmen, gingen sie im Sächsischen Elbland (- 9,2 Prozent), in Oberlausitz-Niederschlesien (- 20 Prozent), im Erzgebirge (- 21,2 Prozent), in Dresden (- 25,8 Prozent) und in der Sächsischen Schweiz (- 45,7 Prozent) zurück. Im Vergleich der Reisegebiete Juni 2021 zum Normaljahr-Monat Juni 2019 war die Zahl der Übernachtungen überall im Minus.
Die Nachfrageverluste im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum waren nicht so hoch im Sächsischen Burgen- und Heideland (- 11,5 Prozent), in Chemnitz (- 32,4 Prozent), im Vogtland (- 34,7 Prozent) und im Sächsischen Elbland (- 38,1 Prozent). Etwa auf Landesniveau bewegten sie sich in Leipzig (- 41,1 Prozent) und in Oberlausitz-Niederschlesien (- 41,4 Prozent). Besonders schwer traf es die Sächsische Schweiz (- 49,4 Prozent), das Erzgebirge (- 54,2 Prozent) und Dresden (- 59,2 Prozent).
Eine gewisse Entspannung der Lage deuten die Kennzahlen der sächsischen Betriebe an. So verbesserte sich die Auslastung der Betriebe im Juli 2021 gegenüber Juli 2020 um 3 Prozent, die Preise stiegen um 3 Prozent und der Zimmererlös um 8 Prozent.
Freizeitwirtschaft noch schwach
Auch die Freizeitwirtschaft erholt sich nur langsam. Die Zahl der Besucher in Kultur- und Freizeiteinrichtungen Sachsens verzeichnete von Januar bis Juli 2021 ein dramatisches Minus von 56,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. In ganz Ostdeutschland war das Besucher-Minus in den Kultur- und Freizeiteinrichtungen mit 46,1 Prozent deutlich geringer. Verhältnismäßig hoch waren der Besucherrückgänge bei Museen und Ausstellungen (- 75 Prozent) und in Bädern/ Thermen (- 67 Prozent). In Zoos/Tierparks lagen sie dagegen bei nur 37 Prozent.
Schwachstellen in der Qualität abbauen
Die Zufriedenheit der Gäste mit der Qualität ihrer Übernachtungsquartiere in Sachsen geht im Corona-Jahr leicht zurück. Nach 86,2 Punkten beim Trust Score 2020 sank er 2021 auf 86 Punkte. Der deutschlandweite Wert des Trust Score ist allerdings noch stärker gefallen um 0,6 Punkte auf 85,8 Punkten. Hoch zufrieden sind die Gäste mit dem Service (92,5 Punkte), der Location (91,7 Punkte) und dem Hotel (89,3Punkte). Schwachpunkte in der Qualität sind aus Sicht der Gäste der Preis im Verhältnis zur Leistung (75,2 Punkte), der Covid Score (64,2 Punkte) und der Internetzugang (48,9 Punkte).
Der Trust Score fasst Gästebewertungen auf rund 250 Onlineplattformen für Unterkunftsbetriebe zu einem Gesamtwert der Gästezufriedenheit zusammen, maximal 100 Punkte können erreicht werden.
Schulterschluss für starken Tourismus – positiv denken
Das Sparkassen-Tourismusbarometer fordert von Touristikern, Landräten, Bürgermeistern und Kämmerern neue Konzepte. Die Destinationen und die Betriebe benötigen Strategien für mehr Resilienz, um auf Dauer krisenfest zu sein. Die Bilanzzahlen müssen exakt analysiert werden. Instrumente, wie Kennzahlen-Monitoring oder Business Impact Analyse sollten genutzt werden, um die strategische Ausrichtung des Betriebs auf den Prüfstand zu stellen. Die Gäste erwarteten Konzepte, die Gefahren durch z. B. Viren berücksichtigen und ernst nehmen. Das Tourismusbarometer empfiehlt den Betrieben sich stärker zu vernetzen, um sich gemeinsam gegen künftige und aktuelle Pandemien und andere Krisen zu wappnen. Der Stellenwert der Digitalisierung und eines komplexen Marketings steigt.
Um den Fachkräftemangel der Branche zu bewältigen, müssen Arbeitgeber mehr denn je Arbeitskräfte mit flexiblen Konzepten binden und Anreize setzen. Dazu zählt auch, Mitarbeiter bei Entscheidungsfindungen, beispielsweise beim Umgang mit der Pandemie, einzubeziehen.
Anpassungsfähigkeit und Veränderungsbereitschaft sind künftig stärker gefragt. Beides hilft, Krisen zu bewältigen und macht widerstandsfähiger.