Berlin/ Potsdam, 25. Februar 2025 Die Reiselust der Menschen ist ungebrochen. Das geht aus dem neuen Sparkassen-Tourismusbarometer hervor, das der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) am Dienstag in Potsdam auf dem OSV Tourismusforum vorgestellt hat.
In Deutschland wurden 2024 rund 500 Millionen Übernachtungen in gewerblichen Betrieben gezählt, ein Plus von 1,9 Prozent im Vergleich zu 2023. Die Zahl der Übernachtungen liegt damit 0,1 Prozent über dem bisherigen Rekordjahr 2019 (vor der Corona-Pandemie). Ostdeutschland bleibt leicht dahinter. Hier stieg die Zahl der gewerblichen Übernachtungen 2024 gegenüber 2023 um 1,4 Prozent auf 85,8 Millionen, rund 2 Millionen unter dem bisherigen Rekordjahr 2019.
Der Geschäftsführende OSV-Präsident Ludger Weskamp betonte: „Für den Tourismusmarkt in Ostdeutschland gilt im Speziellen, was auf den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland allgemein zutrifft. Gerade kleine und mittlere Unternehmen leiden unter Bürokratie und Überregulierung. Dabei sind weiter Investitionen in die Infrastruktur notwendig, um das touristische Potenzial Ostdeutschlands besser auszuschöpfen, von öffentlicher Hand und aus privaten Mitteln. Letztere fließen allerdings nur, wenn es verlässliche Rahmenbedingungen gibt. Hier zeigt sich wieder: Investitionen sind die Währung für das Vertrauen in die Zukunft.“
Regionen überwiegend auf Wachstumskurs
Alle fünf ostdeutschen Bundesländer übertrafen 2024 das Nachfrageniveau des Vorjahres. Bei den Destinationstypen haben sich die Städte 2024 wieder zum klaren Wachstumstreiber entwickelt, bundesweit (+ 6,2 Prozent) und etwas abgeschwächt auch in Ostdeutschland (+ 3,7 Prozent). Auch die Ostseeküste hat 2024 wieder angezogen (+ 2,5 Prozent). Damit kehren klassische Reisemuster zurück.
Zurückhaltung bei Tagesreisen
2024 fanden 445 Millionen Tagesreisen in Ostdeutschland statt, knapp 10 Prozent weniger als 2019. Das waren knapp 15 Prozent aller Tagesreisen in Deutschland. Mit einem Bruttoumsatz von 13,7 Milliarden Euro ist der Tagestourismus ein wichtiges Segment in Ostdeutschland. Denn Tagesreisen tragen maßgeblich zur kontinuierlichen Auslastung vieler Einrichtungen und Angebote bei.
Bei den Aktivitäten legten der Besuch von Restaurants, Naturattraktionen und die Outdoor-Aktivitäten Wandern/Radfahren leicht zu. Der Anteil der Aktivitäten Shopping, Besuch von Freizeiteinrichtungen und Veranstaltungen sank in Ostdeutschland dagegen leicht. Das deutet nach wie vor auf eine gewisse Konsumzurückhaltung hin.
Zufriedene Gäste
Zur Erfolgsmessung im Tourismus gehören Übernachtungszahlen wie auch ökonomische Kennzahlen zur Wertschöpfung, aber ebenso qualitative Messgrößen wie die Gästezufriedenheit.
Die Gästezufriedenheit in Ostdeutschland ist 2024 gestiegen (+0,4 Punkte). Der TrustScore 2024 lag bei 87,6 Punkten. Steigende Scores waren in allen ostdeutschen Bundesländern zu beobachten und alle Bundesländer liegen im mittelfristigen Vergleich wieder über den Werten von 2019.
Sachsen bestätigt mit 88,8 Punkten im bundesweiten Ranking der Länder einen ausgezeichneten 3. Platz. Die Sächsische Schweiz schafft es im Destinationsranking von knapp 150 Regionen sogar in die Top 10.
Herausfordernd bleibt die Bewertung des Preis-Leistungs-Verhältnisses: Der Score liegt bei 70,3 Punkten und damit 2,8 Punkte niedriger als bundesweit. Sachsen und Sachsen-Anhalt liegen über dem Bundesdurch-schnitt und im Bundesländerranking auf den Plätzen 5 und 6. Aber auch hier gingen die Zufriedenheitswerte weiter zurück. Mecklenburg-Vorpommern scheint die Talsohle überwunden zu haben, die Zufriedenheit der Gäste mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis stieg erstmals wieder an. Im Bundesländerranking hält sich Mecklenburg-Vorpommern auf Rang 14.
Der TrustScore von Trustyou misst die Gästezufriedenheit durch die Auswertung aller gängigen Online-Bewertungsportale.
Stimmung im Gastgewerbe ist eingetrübt
Die Stimmung im Gastgewerbe hat sich deutlich verschlechtert. Derzeit bringen die touristischen Unternehmen die schlechteste Stimmung seit Frühsommer 2022 zum Ausdruck. Das gilt sowohl für die Gastronomie als mittlerweile auch für die Beherbergung.
Gastronomen und Hoteliers beklagen eine geringe Gewinnmarge trotz steigender Umsätze. Die Bilanzdaten der Sparkassen zeigen, 2023 stieg der nominale Umsatz im ostdeutschen Gastgewerbe um 7,2%, inflationsbereinigt sank er jedoch um 0,1%, während er bundesweit um 1,1% wuchs. Gleichzeitig fiel die Gewinnmarge Ostdeutschland auf ein Rekordtief von 7,5%. Sinkende Rentabilität kann viele Ursachen haben, von schwankenden Umsätzen über ineffiziente Abläufe bis hin zu hohen Personalkosten.
Lebensqualität in den Regionen
Gemessene Tourismusakzeptanz: Das Tourismusbarometer hat die Menschen in Ostdeutschland nach den subjektiv empfundenen Auswirkungen des Tourismus auf ihren Wohnort und auf ihre eigene Lebenssituation gefragt. Danach wurde in Ostdeutschland ein Wert von +54 erreicht, die positiven Auswirkungen des Tourismus überwiegen demnach deutlich.
Bezogen auf den Wohnort zeigen sich starke regionale Schwankungen: Das touristisch stark geprägte Mecklenburg-Vorpommern schneidet mit einem Wert von +61 am besten ab, den geringsten Wert erreicht Sachsen-Anhalt mit +40. Unterschiede gibt es zwischen den Altersklassen. Einheimische, die 60 Jahre oder älter sind, stufen den Tourismus mit +35 für sich persönlich positiv ein, während Einheimische unter 30 nur noch einen Wert von +6 erreichen, da der Neutralanteil hier besonders hoch liegt. Es gilt also, insbesondere junge Menschen für die persönlichen Vorteile durch den Tourismus zu sensibilisieren.
Bewertung der Lebensqualität: Besonders gut bewertet werden die Naherholungsmöglichkeiten in der Natur selbst, Wander- und Radangebote. Negative Auswirkungen des Tourismus werden am häufigsten als Verkehrsprobleme sowie Belastungen der Umwelt wahrgenommen, insbesondere von jungen Menschen.
Die wichtigsten Zahlen im Überblick:
Weitere Informationen zum OSV-Tourismusforum und zum Sparkassen-Tourismusbarometer finden Sie im Internet unter: Tourismusübersicht – Ostdeutscher SparkassenverbandOstdeutscher Sparkassenverband
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.webstream.eu zu laden.