Potsdam, 22./23. August 2022 Zwei spannende und aufschlussreiche Tage liegen hinter uns! Gemäß dem Motto „Wir leben Sparkasse“ wurde bei der diesjährigen Jahrestagung für Sparkassenvorstände über das aktuelle Markt- und Wettbewerbsumfeld diskutiert und ein gemeinsames Weiterdenken erarbeitet. Die Sparkassenvorstände lernten neue Perspektiven und erfolgreiche Praxisbeispiele kennen, um gut gerüstet die Zukunft zu gestalten.
Gerade der gemeinsame Austausch ist ein wichtiges Element dieser Veranstaltung. Wir freuen uns, dass wir 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie interessante Präsentierende bei der Veranstaltung begrüßen durften.
Mit einer motivierenden Rede eröffnete unser Geschäftsführender Präsident Ludger Weskamp die Veranstaltung. Gerade in schwierigen Zeiten, welche u.a. vom herrschenden Krieg, der Inflation und der anhaltenden Pandemie geprägt sind, stehen die Sparkassen zu ihrer Kundschaft. Sie unterstützen die Kundinnen und Kunden bei der Transformation der Gesellschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit im umfassenden Sinne. Sie fördern Ziele wie die Klimaneutralität, die wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit sowie die Digitalisierung. Ausbaupotential besteht besonders bei der Kooperation mit den Kommunen, insbesondere auf dem Feld der Digitalisierung.
Anschließend sprach Folker Hellmeyer, Chefsvolkswirt der Netfonds AG, über unruhige Zeiten, die durch Inflation, Zinswende und weitere Einflussfaktoren entstehen. Er betonte hierbei, dass das „Gestern“ nicht das „Heute und Morgen“ sei und wir uns in der Zeit der größten Umbrüche seit 1949 befinden. Trotzdem müssen wir nach vorne blicken und Risiken und Chancen in der Wirtschaft sowie bei den Märkten erkennen.
Von neuen Entwicklungen in der Bankenaufsicht und Auswirkungen auf die Sparkassen berichtete Burkhard Eckes, Leader Banking & Capital Markets PwC EMEA der PwC Deutschland. Die EZB fokussiert sich aktuell stärker auch auf die sogenannten Less Significant Institutions und setzt ihre Erwartungen und Anforderungen verstärkt über die nationalen Aufsichtsbehörden durch. Auch die Neuorganisation der BaFin zeigt Wirkung. Im Jahr 2025 soll Basel IV kommen und hat teilweise signifikante Auswirkungen auf das Geschäftsmodell der Sparkassen. Zudem rückt die zukünftige Ertragsstärke und Eigenkapitalplanung zunehmend in den Fokus – auch bei den Sonderprüfungen. Des Weiteren sprach Eckes die ESG an: Sparkassen sollten dies als Chance und nicht als Risiko sehen.
Anschließend moderierte Dr. Hajo Schumacher die Podiumsdiskussion unter dem Motto: Vertrieb in der Zinswende, wo verdienen wir noch oder doch wieder Geld? Die Diskutanten waren Wolfgang Zender, Folker Hellmeyer, Grit Fugmann, Karsten Pannwitt, Dr. Peter Robejsek.
Eröffnet wurde die Diskussion mit dem Statement von Herrn Schleweis, welches am Vortag auf Twitter veröffentlicht wurde: „Sparen ade: 60 % der Haushalte bald nicht mehr in der Lage, Geld zur Seite zu legen.“
Im Folgenden wurde über Fragen: „Welche Auswirkungen haben Inflation, Krieg und Zinswende auf die volkswirtschaftliche Entwicklung? Was sind die größten Herausforderung für die Sparkassen-Finanzgruppe? Was müssen Sparkassen tun, um die Kunden im Vertrieb zu begeistern und betriebswirtschaftlich erfolgreich zu sein?“ diskutiert. Unser Verbandsgeschäftsführer, Herr Wolfgang Zender, erläuterte die künftigen Herausforderungen und stellte Unterstützungsangebote aus Sicht des OSV dar.
Das Nachmittagsprogramm startete mit dem Vortrag „Kreditgeschäft – Vertriebschancen nutzen“ von Herrn Karsten Pannwitt, Vorstandsmitglied der OSPA. Die Sparkassen punkten mit der qualitativ hochwertigen Beratung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie den effizienten Prozessen. Kundinnen und Kunden finanzieren überwiegend Einfamilienhäuser. Das Sparkassen-Finanzkonzept ist der Dauerbrenner im Kundengespräch. Außerdem verriet Herr Pannwitt den Erfolgshebel der OSPA: Kreditmultiplikatoren als Spezialisten und Treiber in den Filialen.
Dass man mit dem Thema Payment die Kunden „jederzeit und überall“ begeistern sollte, bewies Wilfried Groos, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Siegen. Payment ist der häufigste Kontaktpunkt zum Kunden, weshalb man diesen durch Innovationen sichern sollte. Die Kunden wollen immer und überall, einfach und sicher zahlen, was mit der SparkassenCard (Co-Badge DMC/VID) möglich ist.
Wie man Digitalisierungspotenziale hebt und ausschöpft, zeigte Andreas Schelling, Vorsitzender der Geschäftsführung der Finanz Informatik GmbH & Co. KG, auf. Gemeinsam mit den Sparkassen hat sich die FI auf den Weg gemacht, das digitale Standbein zu stärken und auch in den medialen Kanälen die Endkunden zu binden und weiter zu wachsen. Zudem ist sich die FI sicher, dass mit Investitionen in die Digitalisierung, Standardisierung und Automatisierung das Geschäftsmodell Sparkasse für die Zukunft abgesichert werden kann.
Ulrich Wierzbinski, Bereichsleiter Organisation/IT der Nord-Ostsee Sparkasse, setzt auf Effizienz durch strategiekonforme, schlanke und an der IT ausgerichtete Prozesse. Bei stetig knapper werdenden Ressourcen sollte der Aufwand für „run the bank“ reduziert werden, um mehr Zeit für „change the bank“ einzusetzen. Der Schlüssel zum Erfolg ist ein strategisches Organisationsmanagement unterstützt durch einen temporären Strukturmanager.
Beim Vortrag „Management von (schwierigen) Verhandlungen – ein kurzes „how to“ aus der Verhandlungsforschung“, ging Frau Prof. Dr. Uta Herbst, Professur für Marketing an der Universität Potsdam und Direktorin der Negotiation, auf die aktuelle Bedeutung eines umfassenden Verhandlungsmanagements für die Praxis ein und gab den Zuhörern konkrete Hinweise für eine erfolgreiche Analyse, Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Verhandlungen an die Hand.
Der zweite Tagungstag startete mit einem besonders wichtigen Thema: der Marke Sparkasse. Stefan Roesler, Mitglied der Geschäftsführung der DSV-Gruppe, berichtete von den aktuellen Herausforderungen: die Kundenansprache verändert sich, deshalb bedarf es einer zielgerichteten Ansprache auf den passenden Kanälen – jederzeit und überall. Wir müssen den Kunden Anlaufpunkte geben und die Kommunikation muss am POS stattfinden.
Mit dem Thema der Profilierung der Marke Sparkasse fuhr anschließend Christian Achilles, Co-Leiter des Newsroom der S-Finanzgruppe und Direktor Kommunikation und Medien des DSGV, fort. Er betonte, dass Nachhaltigkeit heute vor allem durch Einsparungen bei Energie und Auskommen mit dem Einkommen geprägt ist. Es eröffnen sich dadurch Geschäftschancen, u. a. bei energetischen Sanierungen. Der Sparkassen werden mit „Ordnung“, „Kontrolle“, „Übersicht“ und „Vereinfachung“ von den Kunden Attribute zugeschrieben, die wichtiger werden und Profilierungschancen bieten.
Auch Jan Köpper, Leiter der Abteilung Wirkungsmessung und Nachhaltigkeit der GLS Gemeinschaftsbank eG, sagte, dass Nachhaltigkeit systemrelevant sei und das Mandat der Aufsichtsbehörden zur Wahrung der Wirtschafts- und Finanzstabilität tangiere. Entstehende Anforderungen an Banken können als Chance begriffen werden. Auch die weitere Entwicklung ist vorhersehbar: Kundennutzen stiften. Wir brauchen den Mut zum Unperfekten, um den sozial-ökologischen Herausforderungen begegnen zu können.
Eine nachhaltige Sparkasse entsteht aus einer Haltung und sie wächst aus innerer Überzeugung. Man sollte einfach machen, denn viele kleine Schritte führen zu einem großen Ganzen. Hierbei sind Transparenz und Authentizität das oberste Gebot – man sollte nie versprechen, was man nicht halten kann. Dr. Nils Moch, Vorstandsmitglied der Sparkasse Lüneburg, gab uns Einblicke in die Umsetzung zu einer nachhaltigen Sparkasse.
Wie man mit Wirkung überzeugt, erklärte Dr. Moritz Kirchner, Doktor der Politikwissenschaft, Diplom-Psychologe, ehemaliger deutscher Vizemeister im Debattieren und Autor, mit den Prinzipien der strategischen Kommunikation. Wichtig ist es, die drei relevanten Quellen der Überzeugungskraft zu nutzen: Logik, Gefühl und Glaubwürdigkeit. Außerdem solle man die eigenen Werte, eine motivierende Mission, Ansatzpunkte für intellektuelle Stimulation und individuelle Zuwendung einflechten und dem Gegenüber grundlegend das Gefühl von Resonanz geben.