Jahrestagung für Sparkassenvorstände 2019

„Am Mute hängt der Erfolg – Was wir haben, was uns fehlt“

Berlin/Potsdam, 23. und 24. Mai 2019
Wie kann man gleichzeitig seiner Verantwortung weiter gerecht werden und gleichzeitig mit Innovationsgeist, digitalem Fortschritt und Wagemut die Zukunft gestalten? Diese Kernfrage stand im Fokus der diesjährigen Jahrestagung der Sparkassenvorstände des OSV und SGVSH.

Dr. Michael Ermrich, Geschäftsführender Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, eröffnete die Jahrestagung mit einem Rückblick zum diesjährigen Sparkassentag in Hamburg. „Gemeinsam allem gewachsen“ war das Motto des Sparkassentages 2019 und das Familientreffen sollte Mut und Kraft geben, optimistisch nach vorne zu blicken und daran Erinnern und  Aufrufen, dass die Sparkassen sich schon immer gesellschaftspolitischen Herausforderungen gestellt haben und diese aus der Kraft der Gemeinschaft meistern konnten und auch zukünftig meistern werden.

Ermrich: „Unser Verbund hat dabei stets auf alle gesellschaftlichen, politischen, technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen die passenden Antworten gefunden und dabei seinen öffentlichen Auftrag erfüllt! Wir haben auf Basis des Erreichten erst einmal allen Grund für Zukunfts-Optimismus.“

Eine zentrale Herausforderung sei es, den Veränderungsprozess aktiv zu gestalten und sich auf verändertes Kundeverhalten einzustellen. Dienstleistungen und Prozesse müssen gebündelt, vereinfacht und optimiert werden, um in der anhaltenden Niedrigzinsphase  weiterhin gut aufgestellt zu sein, betonte Ermrich in seiner Rede.

Dass die Niedrigzinsphase anhält, belegte Rolf Schäffer, Volkswirt der LBBW. Politische Risiken treiben die Aktienmärkte und belasten die Konjunktur. Der Chinesische Markt entscheidet über Absatzwachstum 2019 was eine deutliche Wachstumsverlangsamung, aber keine Rezession zur Folge hat. Längerfristige Konjunktur-Inflations-Zinsaussichten deuten somit auf ein japanähnliches Szenarium hin.

„An was müssen wir noch arbeiten?“. Mit dieser Frage eröffnete DSGV-Vorstandsmitglied Dr. Joachim Schmalzl seine Keynote. „Die Girokontenzahl ist erstmals rückläufig, Amazon wie Paypal wachsen massiv. Stimmt eigentlich noch die Beziehung zu unseren Kunden? Die Plattformökonomie ist der gewaltigste Umbruch für das Bankengeschäft!“, warf Schmalzl weitere Fragen in den Raum. Für Schmalz steht die die Finanzplattform im Mittelpunkt (Mehrwerte, Transparenz, Sicherheit), um den gesamten Zahlungsverkehr abzubilden und mit Multi-Banking Attraktivität auszustrahlen. Dazu gehören weiterhin Filialen, Finanzplattformen und die App. „Wir wollen die Heimat im digitalen Umfeld sein“, war sein Appell.

Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht der BaFin, sprach nach seinem Vortrag bei der letztjährigen Frühjahrstagung auch in diesem Jahr erneut zu den Vorständen und hatte zunächst eine Botschaft mitgebracht: „Wir haben uns mit der methodischen Kritik des OSV am SREP-Verfahren befasst und sagen heute – die Kritik war und ist berechtigt. Wir werden diese Hinweise bei der Überarbeitung berücksichtigen.“ Die Vorstände folgten nach diesem positiven Ausblick aufmerksam seinem Beitrag „Bankenaufsicht im digitalen Zeitalter“, mit dem Herr Röseler fachkundig die Sicht der Bankenaufsicht auf die aktuellen Herausforderungen vermittelte. Der Finanzmarkt befindet sich im Umbruch und ist hart umkämpft. Technologieriesen wie Apple, Google oder Alibaba aus China mischen bereits mit und werben um technikaffine Kunden. Technik ist aber nicht gleich Banking und die Kosten und der Ertragsdruck bleiben bestehen. Röseler ging vor allem aber auf den Sicherheitsaspekt ein: „Was geschieht mit der Kundeninformation und was können Unbefugte damit anrichten, zum Beispiel bei der Auslagerung von IT-Diensten? Ziel  ist es, einen direkten Zugriff auf Finanzdienstleistern zu bekommen, denn Cyberrisiken haben Auswirkung auf die gesamte Finanzwirtschaft.“

Spannend und unterhaltend griff die Podiumsdiskussion das Thema „Was wir haben und was uns fehlt“ moderiert durch Dr. Hajo Schumacher auf. Den Einstiegsvortrag hielt Christoph Bornschein, Geschäftsführer der Digital Business Agentur TLGG. Er sprach sich für Plattformen statt für Universalbanken aus und stellte die zukünftige Herausforderung für die Finanzgruppe kurz dar: FinTechs bieten im Vergleich zu traditionellen Banken Kundenerlebnisse und lösen die lineare Beziehung zwischen Bank und Kunde auf; Banken werden zu Tech-Firmen und Tech-Firmen beitreiben Banking; FinTechs können durch Investorenkapital viel in Technologie und Wachstum investieren; Digitale Güter kennen keine Grenzen.

Röseler bestärkte, dass neue Geschäftsmodelle mit anderen Ökonomics arbeitenmüssen. Je digitaler, desto risikoreicher? „Nein, das hängt von den spezifischen Risiken ab. Finanzkrisen sind überwiegend durch Immobilienfinanzierungen entstanden.“ Dass sich die Bankenaufsicht im Wettbewerbsrecht im Vergleich zu anderen Ländern anpassen muss, forderte Franz-Theo Brockhoff, Vorsitzender der Finanzinformatik.

Andreas Nüdling, Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Leipzig bestärkte, dass die Sparkassen immer schneller auf Niedrigzinsphase und das geänderte Kundenverhalten reagieren müssen. „Das Kundenvertrauen muss mit weiteren Angeboten ausgebaut werden. Der Fokus muss noch stärker auf den Kunden und seine Bedürfnisse gerichtet werden“, so Nüdling. Die zukünftige Aufgabe ist es, in den Kundendialog zu intensivieren und passgenaue Angebote anzubieten, unterstrich Karsten Pannwitt, Vorstandsmitglied der OSPA Rostock.
Wolfgang Zender, OSV-Verbandsgeschäftsführer bekräftigte: „ Wir brauchen weiterhin das Selbstbewusstsein, dem Kunden eine gute Beratung zu liefern. Digitalisierung bedeutet nicht, dass der Mensch abgeschafft wird. Es bedarf weiterhin die Mensch-zu-Mensch-Beziehung.“

Wie die Standardisierung und Automatisierung mit OSPlus umgesetzt wird, erläuterte  Franz-Theo Brockhoff, Vorsitzender der Geschäftsführung der Finanz Informatik. Es erfolgt weiterhin der konsequente Ausbau von OSPlus zur digitalen Finanzplattform für Privat- und Firmenkunden/ Sparkasse-Verbund. Ziel ist ein individuelles Kundenerlebnis mit IT-Standardlösungen: OSPlus_neo. Weitere Aufgabenbereiche sind Multi-Banking, e34 Ausbau des Firmenkundenportals und die Verbundintegration sowie der Dokumentenaustausch inklusive rechtsichere Unterschriften. Die Herausforderung liegt im jeweiligen Rollout, in den Schulungen sowie Know-how-Transfer.

Interessante Good-Practice-Beispiele aus der Sparkassen-Finanzgruppe  und der INGDiba sowie das Themenforum Betrieb und Vertrieb rundeten die zweitägige Veranstaltung ab. Teilnehmer der Veranstaltung haben im Downloadbereich die Möglichkeit, sich die Präsentationen aus den Foren kostenfrei herunterzuladen.