Sparkassen-Tourismusbarometer Brandenburg: Sommermonate mindern COVID-Verluste – Fachkräftemangel verschärft
Bad Saarow, 6.Oktober 2021 Brandenburgs Übernachtungs- und Ausflugsziele sind nach der dritten Corona-Welle wieder gefragt. Dennoch hat Corona tiefe Spuren in der Tourismuslandschaft hinterlassen und Probleme, wie den Fachkräftemangel dramatisch verschärft. Das geht aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer 2021 des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor, dessen Ergebnisse für Brandenburg der OSV am Mittwoch in Bad Saarow vorgestellt hat. Die Veranstaltung fand gemeinsam mit dem Brandenburgischen Tourismustag statt.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Gastgewerbe hat im Juni 2021 gegenüber dem Vorjahr um 9,7 Prozent dramatisch abgenommen. Zudem ist die Zahl gemeldeter Ausbildungsstellen im Jahr 2020 um 6,4 Prozent zurückgegangen und im Juli 2020 waren 24,7 Prozent der Ausbildungsstellen im Gastgewerbe unbesetzt.
Der Geschäftsführende Präsident des OSV, Dr. Michael Emrich, betonte, die Pandemie habe die Tourismusbranche erheblich durchgeschüttelt und Verbesserungspotential aufgezeigt. „Die touristischen Betriebe haben die Herausforderung angenommen. Sie erleben, dass Qualität und ein flexibler Umgang mit Gästewünschen mehr denn je ein Schlüssel zum Erfolg sind. Wir lernen aus der Krise und werden noch besser.“
Gelungener Neustart 2.0
Der Neustart des Tourismus ist in Brandenburg insgesamt erfolgreich verlaufen. Nach dem Ende des Lockdowns hat die Nachfrage im Brandenburg-Tourismus im Juli 2021 mit einem Minus von nur 5,5 Prozent gegenüber Juli 2019 fast das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 erreicht. Für Deutschland insgesamt beträgt das Minus 18,1 Prozent. Die Spanne in den brandenburgischen Reisegebieten reicht dabei von Übernachtungs-zuwächsen um 4,8 Prozent im Spreewald bis zu Übernachtungsrückgängen in Höhe von 16,1 Prozent im Fläming. Grund ist die Abhängigkeit der Betriebe von den Corona-Inzidenzen in den Landkreisen und entsprechenden Auflagen.
Eine gewisse Entspannung der Lage deuten die Kennzahlen der brandenburgischen Betriebe an. So verbesserte sich die Auslastung der Betriebe im Juli 2021 gegenüber Juli 2020 um 11 Prozent, die Preise stiegen um 13 Prozent und der Zimmererlös um 26 Prozent.
Nachfrageverluste unterschiedlich in Reisegebieten
Nach dem bereits durch Corona beeinträchtigten Zeitraum Januar bis Juli 2020 mussten die touristischen Betriebe in Brandenburg von Januar bis Juli 2021 erneut Rückgänge bei Übernachtungen (- 18,5 Prozent) hinnehmen. Zählten die brandenburgischen Betriebe noch 8,2 Millionen Übernachtungen in den ersten sieben Monaten 2019, waren es im Vergleichszeitraum 2020 5,3 Millionen Übernachtungen und im Zeitraum Januar bis Juli 2021 4,3 Millionen Übernachtungen.
Die Zahl der Übernachtungen von Januar bis Juli 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg im Barnimer Land leicht um 0,2 Prozent. Die übrigen Reisegebiete mussten Nachfrageverluste verkraften. Die geringsten Verluste hatten Prignitz (- 3,6 Prozent), Ruppiner Seenland (- 11,7 Prozent), Elbe-Elster (- 13,1 Prozent), Fläming (- 14,2 Prozent) und Seenland Oder-Spree (- 17,8 Prozent). Leicht über dem Landesniveau bewegten sich Lausitzer Seenland (- 19,6 Prozent), Uckermark (- 19,8 Prozent) und Havelland (- 20,4 Prozent). Höhere Verluste zu verkraften hatten Potsdam (- 24,7 Prozent), Dahme-Seengebiet (- 25,8 Prozent) und Spreewald (- 29,6 Prozent).
Freizeitwirtschaft auf dem Weg der Erholung
Auch die Freizeitwirtschaft erholt sich langsam. Insbesondere die Sommermonate Juni, Juli und August trugen mit ihrem Besucheraufkommen zur Minderung der Verluste bei. Die Zahl der Besucher in Kultur- und Freizeiteinrichtungen Brandenburgs verzeichnete von Januar bis August 2021 ein Minus von 25,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. In ganz Ostdeutschland war das Besucher-Minus in den Kultur- und Freizeiteinrichtungen mit 30 Prozent sogar noch etwas höher. Verhältnismäßig hoch waren der Besucherrückgänge in Bädern/Thermen (- 41,3 Prozent), während Museen und Ausstellungen (- 1,9 Prozent) ihre Verluste nahezu ausgleichen konnten.
Neue Qualitätsimpulse setzen
Qualitätsarbeit bleibt eine wichtige Aufgabe und die Schwachstellen in der Qualität müssen abgebaut werden.
Die Zufriedenheit der Gäste mit der Qualität ihrer Übernachtungsquartiere in Brandenburg geht im Corona-Jahr spürbar zurück. Nach 85,1 Punkten beim Trust Score 2020 sank er 2021 auf 84,7 Punkte.
Die Zufriedenheit der Gäste ist in den brandenburgischen Reisegebieten recht unterschiedlich ausgeprägt. Die zufriedensten Gäste hatten die Betriebe in der Uckermark (87,7 Punkte), gefolgt von Elbe-Elster und Lausitzer Seenland (jeweils 86,1 Punkte). Über dem Landesniveau sind auch Spreewald (85,9 Punkte) und Prignitz (85,4 Punkte). Den Landesdurchschnitt bei der Gästezufriedenheit erreichen die Betriebe im Fläming und in Seenland Oder-Spree (jeweils 84,8 Punkte). Eine geringere Gästezufriedenheit verzeichnen das Ruppiner Seenland (84 Punkte), das Havelland und das Barnimer Land (jeweils 83 Punkte) und das Dahme-Seenland (82,8 Punkte). Schlusslicht ist die Stadt Potsdam (80,4 Punkte).
Der Trust Score fasst Gästebewertungen auf rund 250 Onlineplattformen für Unterkunftsbetriebe zu einem Gesamtwert der Gästezufriedenheit zusammen, maximal 100 Punkte können erreicht werden.
Schulterschluss für starken Tourismus – positiv denken
Das Sparkassen-Tourismusbarometer fordert von Touristikern, Landräten, Bürgermeistern und Kämmerern neue Konzepte. Die Destinationen und die Betriebe benötigen Strategien für mehr Resilienz, um auf Dauer krisenfest zu sein. Die strategische Ausrichtung des Betriebs sollte auf den Prüfstand gestellt werden. Die Gäste erwarteten Konzepte, die Gefahren durch z. B. Viren berücksichtigen und ernst nehmen. Das Tourismusbarometer empfiehlt den Betrieben sich stärker zu vernetzen, um sich gemeinsam gegen künftige und aktuelle Pandemien und andere Krisen zu wappnen. Der Stellenwert der Digitalisierung und eines komplexen Marketings steigt.
Um den Fachkräftemangel der Branche zu bewältigen, müssen Arbeitgeber mehr denn je Arbeitskräfte mit flexiblen Konzepten binden und Anreize setzen. Dazu zählt auch, Mitarbeiter bei Entscheidungsfindungen, beispielsweise beim Umgang mit der Pandemie, einzubeziehen.
Anpassungsfähigkeit und Veränderungsbereitschaft sind künftig stärker gefragt. Beides hilft, Krisen zu bewältigen und macht widerstandsfähiger.