Agrarkonvent des OSV:
Berlin/Potsdam, 25. November 2024
Gemeinsam mit dem Präsidenten des Landesbauernverbandes Brandenburg e.V., Henrik Wendorff, begrüßte der Geschäftsführende Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV), Ludger Weskamp, heute in Potsdam mehr als 250 Teilnehmer aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt zu seinem 14. Agrarkonvent.
Weskamp betonte, dass Landwirte wie Sparkassen mit ihren Regionen eng verbunden sind, was eine gute Grundlage ihrer engen Partnerschaft ist. Eine effiziente, umweltschonende und wirtschaftlich gesunde Landwirtschaft trage zum Erhalt der Wirtschaftskraft bei. Der Osten Deutschlands habe Flächen für große Ansiedlungen – und er habe grüne Energie. Ein Viertel der in Deutschland erzeugten Solarenergie komme aus Ostdeutschland.
Die Proteste der Landwirte zu Beginn des Jahres hätten auch gezeigt, dass Landwirte auch Krisenmanager und Gestalter in den Fragen sind, die ihnen unter den Nägeln brennen. Es gehe dabei um Nachfolgeregelungen für die Betriebsführung, regulatorische Anforderungen und Nachhaltigkeit. „Wie in allen Branchen würgen auch in der Landwirtschaft Bürokratie und Überregulierung Initiativen und Leistungswillen ab. Verglichen mit 2014 müssen Unternehmen in Deutschland heute fast 16 Prozent mehr Papier in Form von Anträgen und Abrechnungen ausfüllen. Diese Bürokratie verursacht allein für Firmen direkte Kosten von 65 Mrd. Euro pro Jahr“, sagte Weskamp in seinem Eingangsstatement.
Die Landwirtschaft sieht sich mit einer Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen konfrontiert, wodurch fortlaufend Zusatzinvestitionen erforderlich sind. „Die Landwirtschaft ist wie kaum eine andere Branche dem ständigen Wandel unterlegen. Ob es um die Anschaffung der neuesten Technik oder veränderte Klimabedingungen geht, unsere Landwirte stehen ständig vor neuen Herausforderungen und erwarten von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen, denn sie brauchen Planungssicherheit. Die Sparkassen sind und bleiben zuverlässige Partner der Landwirte, auch in diesen unsicheren Zeiten“, so Weskamp.
Landwirtinnen und Landwirte schätzen die Veranstaltung als Plattform, um sich mit Experten aus der Landwirtschaft, Wissenschaft, Interessenvertretungen, aber auch Agrarkundenbetreuern der Sparkassen zu aktuellen landwirtschaftlichen Themen auszutauschen und zu vernetzen.
Unter dem Motto „Gemeinsam die Vielfalt der Geschäftsmodelle gestalten und leben“ hielten am Vormittag Experten aus unterschiedlichsten Bereichen fünf spannende Vorträge entlang der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette: Von der Erzeugung, über die Verarbeitung, bis hin zur Distribution – die Experten lieferten wertvolle Einblicke und praxisnahe Informationen für die Landwirtinnen und Landwirte.
Prof. Dr. agr. habil. Gerold Rahmann, Institutsleiter am Johann Heinrich von Thünen-Institut ordnete die landwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erwartungen und Möglichkeiten der Landwirte ein und deckte zahlreiche Missverständnisse zwischen Produzenten und Kunden auf.
Dipl. Ing. agr. Konstanze Fritzsch, Prokuristin und Leiterin Anbauberatung/Getreideeinkauf bei der SaaleMühle und Dresdener Mühle referierte über „Qualitätsgetreidevermarktung im Spannungsfeld zwischen Kundenanforderungen und landwirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Den Weg regionaler Produkte vom Hof ins Regal im Lebensmittel-Einzelhandel zeichneten Franziska Rutz und Emilie Bourgoin von der REWE Group nach. Strategien und Lösungen in der Direktvermarktung stellte Hanka Mittelstädt, Vorstandsvorsitzende pro agro e. V. und Geschäftsführerin der Ucker-Ei GmbH anhand ihres eigenen Praxisbeispiels vor.
Abschließend referierte Prof. Dr. Andreas Kaapke, Inhaber und Geschäftsführer des Marktforschungsunternehmens Kaapke Projekte zu Treibern und Hemmnissen der Wertschöpfung bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen.
Die Landwirtschaft ist kapital- und kreditintensiv, egal ob es sich um Flächenkäufe, Tierplätze oder Technik handelt – in allen Bereichen sind die Kosten zuletzt massiv gestiegen. Dabei ist die Landwirtschaft nicht losgelöst von der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung, die von großer Unsicherheit geprägt ist. In Foren wurden den Gästen nicht nur Trends in der Landwirtschaft nach dem Rentenbank-Agrarbarometer aufgezeigt, sondern auch, wie sie finanzielle Risiken in wirtschaftlich unsicheren Zeiten minimieren, wie sie Anforderungen der EU-Taxonomie meistern und Beteiligungen an Photovoltaik- und Windenergieanlagen rechtssicher gestalten. Hierfür standen Rechtsanwälte und Experten der Landesbank Baden-Württemberg, der Landwirtschaftliche Rentenbank, der NORD/LB Norddeutsche Landesbank sowie vom OSV für Diskussionen und Nachfragen zur Verfügung.
„Wichtig ist, dass wir weiter nachhaltig wirtschaften, was insbesondere den ökonomischen Teil betrifft. Die Anpassung an veränderte klimatische Bedingungen benötigt Investitionen in dreierlei Hinsicht: Investitionen in ein neues Denken und Investitionen in angepasste Technik, ganz zu schweigen von Investitionen in neue Vermarktungs- oder Verarbeitungsschienen. Wir müssen unsere Betriebskonzepte auf teilweise niedrigere Erträge, auf jeden Fall aber größere Schwankungen zwischen den Jahren einstellen, sie klimaresilient machen – und wir wissen die Sparkassen dabei an unserer Seite“, sagte Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg.
Die OSV-Sparkassen intensivieren seit mehr als einem Jahrzehnt in ihr Agrargeschäft. In diesem Zeitraum haben sie das Kreditvolumen in diesem Marktsegment mehr als verdoppelt. Trotz der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten liegt der Agrarkreditbestand konstant bei 746 Millionen Euro.
In den ländlichen Gebieten der vier Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Freistaat Sachsen und Sachsen-Anhalt arbeiten über 120.000 Menschen in rund 21.000 Agrarbetrieben. Die Landwirtschaft zählt in Ostdeutschland zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen.