Ost-Sparkassen mit guten Leistungen in schwierigem Umfeld; Rund 590 Millionen Euro Steuerzahlungen und 52 Millionen Euro für die direkte Unterstützung von Kultur-, Sport-, sozialen, Wissenschafts- und Umweltprojekten aufgebracht; Weskamp warnt davor, den digitalen Euro als staatliches Zahlungssystem zu konzipieren.
Berlin, 20. Februar 2024
Die 43 Mitgliedssparkassen im Ostdeutschen Sparkassenverband (OSV) blicken auf ein gutes Geschäftsjahr 2023 in wirtschaftlich schwierigem Umfeld zurück, so Ludger Weskamp, Geschäftsführender Präsident des OSV, und Wolfgang Zender, OSV-Verbandsgeschäftsführer, am Dienstag vor der Presse in Berlin bei der Vorstellung der Geschäftsergebnisse der Sparkassen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Weskamp appellierte an die Bundespolitik, die Überregulierung und den hohen bürokratischen Aufwand für Sparkassen nicht weiter zu erhöhen.
Als ein Beispiel für weitere Überlegung wäre die Einführung von einkommensbasierten makroprudenziellen Instrumenten bei der Immobilien-Kreditvergabe. „Wir halten Überlegungen, dass Wohnungsbaukredite künftig nur noch im festen Verhältnis zum Jahreseinkommen der Kundinnen und Kunden vergeben werden sollen, für nicht sachgerecht. Unsere Kreditvergabe fußt seit über 100 Jahren auf die langfristige Berechenbarkeit und Tragfähigkeit durch die Kreditnehmenden. Unsere Festzinsfinanzierungen und begleitenden Kreditabsicherungen schützen sie vor finanziellen Überforderungen und dem Verlust des Eigenheims.“
Ebenso warnte Weskamp vor Diskussionen der EU-Kommission und der Europäischen Bankenaufsicht, allen Kundinnen und Kunden aufzuerlegen, die jährliche Mitteilung, dass ihr Kreditinstitut einem Einlagensicherungssystem angehört, mit einer schriftlich zu dokumentierender Kenntnisnahme beantworten zu müssen.
Mit Blick auf die EZB sagte Weskamp weiter: „Die Überlegungen der EZB zur Einführung eines digitalen Euros begleiten wir konstruktiv. Wir sehen aber mit Sorge und Unverständnis, dass die EZB ein im Prinzip nachvollziehbares Projekt inzwischen zu einer Wettbewerbsveranstaltung gegen die Kreditwirtschaft umplant. Um es klar zu sagen: Es gibt im Zahlungsverkehr weder national noch europäisch noch international für die Kundschaft deutscher und europäischer Kreditinstitute eine Hürde oder unzumutbare Belastung, die es erforderlich machen könnten, dass die EZB im Zahlungsverkehr der etablierten Kreditwirtschaft mit einem eigenen Zahlungssystem Konkurrenz macht.“
2023 stieg der zusammengefasste Kreditbestand im Vorjahresvergleich um rund 3,0 Mrd. Euro auf 79,7 Mrd. Euro. Dennoch hinterließ die verhaltene wirtschaftliche Entwicklung auch Spuren im Sparkassenkreditgeschäft. Die Sparkassen sagten 10 Mrd. Euro neue Kredite zu und engagierten sich damit kräftig in der Unterstützung der Wirtschaft und von privaten Projekten. Dabei sanken die Kreditnachfrage und folglich auch die Neuzusagen im Vergleich zu 2022 um über 30 %.
Der stärkste Rückgang fand bei den neu zugesagten Wohnungsbaukrediten statt. Insgesamt erreichten diese 2023 4,7 Mrd. Euro, rund 3 Mrd. Euro bzw. 40 % weniger als 2022.
„Trotzdem sehen wir, dass die prozentualen Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr gegen Jahresende sanken, was wir als erste positive Signale werten. Zusammen mit den zuletzt leicht gesunkenen Kreditzinsen wird möglicherweise die Talsohle erreicht“, so Wolfgang Zender.
Kundinnen und Kunden bleiben ihren Sparkassen treu. Sie reduzierten klassische Einlagen und Spargelder und stockten bei Termingeld und Sparkassen-Eigenemissionen auf, was im Ergebnis zu um 0,2 % (- 274 Millionen Euro) sinkenden bilanzwirksamen Anlagen führte. Der gesamte Einlagenbestand erreichte zum Jahresende 130 Mrd. Euro.
Tiefer geblickt schichteten die Kundinnen und Kunden Sichteinlagen und Spareinlagen in Höhe von 4,9 Mrd. Euro teilweise zugunsten von Termingeldanlagen, Sparkassen-Eigenemissionen und höher verzinsliche Spareinlagen im Wert von zusammen 4,7 Mrd. Euro um.
„Bezieht man allerdings das rege Netto-Wertpapiergeschäft mit in die Betrachtung ein, wurde 2023 der leichte Rückgang der bilanzwirksamen Einlagen mehr als ausgeglichen. Beide Positionen zusammen ergeben ein Wachstum von + 1,45 % auf knapp 131 Mrd. Euro. Hier zeigt sich die gute Beratung der Sparkassen im Kundeninteresse“, so Wolfgang Zender weiter.
Im vergangenen Jahr engagierten sich die Sparkassen mit 52 Millionen Euro bei Sponsoringvorhaben und Stiftungsprojekten in den Bereichen Sport, Kultur, Jugend, Soziales, Umweltschutz und Forschung (Vorjahr rund 45 Millionen Euro).
Das erwartete Betriebsergebnis vor Bewertung der Sparkassen liegt zum Stichtag 31.12.2023 mit 2,1 Mrd. Euro bzw. 1,41 Prozent der DBS deutlich über dem Vorjahreswert (1,3 Mrd. Euro / 0,89 Prozent der DBS).
Nach Bewertung liegt das Betriebsergebnis bei rund 1,0 Mrd. Euro oder 0,68 Prozent der DBS (2022: 146 Millionen Euro / 0,10 Prozent der DBS). Die Sparkassen werden voraussichtlich 589,5 Millionen Euro Steuern abführen (2022: 258 Millionen Euro).
Das erwartete Jahresergebnis beträgt 350 Millionen Euro (2022: 91 Millionen Euro). Die Cost-Income-Ratio lag 2023 bei 48,1 Prozent nach 57,6 Prozent im Vorjahr. Das bedeutet, die Sparkassen setzen rund 0,48 Euro ein um 1,00 Euro zu erwirtschaften.