„Wir leben Sparkasse“
Potsdam 18./19. August 2021 Gemäß dem Motto der Geschäftsstrategie 2025, wurde zweitagelang über die gemeinsame Gestaltung der Zukunft diskutiert. Der Fokus der diesjährigen Tagung für Sparkassenvorstände lag hierbei auf der Verantwortung der Sparkassen, denn bei der Zukunftsgestaltung mit Innovationsgeist, digitalem Fortschritt und Wagemut, müsse gleichzeitig der Verantwortung gerecht werden.
Eine Veranstaltung, die vom gemeinsamen Austausch lebt. In diesem Jahr konnte die Vorständetagung für Sparkassen wieder in Präsenz und mit rund 150 Gästen stattfinden. Neue Perspektiven sowie erfolgreiche Praxisbeispiele inspirierten und gaben Denkanstöße.
Der geschäftsführende Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, Dr. Michael Ermrich, eröffnete die Veranstaltung mit einem Rückblick auf das vergangene Jahr und erläuterte dabei die Herausforderungen, denen sich die Sparkassen stellen mussten.
Eins wurde deutlich: die Sparkassen haben nie den richtigen Kurs verloren, ihre Aufgabe im Blick gehabt und den öffentlichen Auftrag erfüllt. Vor allem haben sie bewiesen, dass Sparkassen in Krisenzeiten zu volkswirtschaftlichen Stabilität beitragen, erläutere Ermrich.
„Trotz Pandemie, widriger Geldpolitik und nicht endender Regulierungswut bis in das kleinste Detail hinein, trotz Auseinandersetzungen mit den Verbraucherschutzverbänden sowie der BaFin, haben Sie in den Sparkassen nie den richtigen Kurs verloren. Sie haben immer die Aufgaben der Sparkassen im Blick gehabt und den öffentlichen Auftrag erfüllt“, so Ermrich.
Das Thema Geldpolitik stand ebenfalls im Mittelpunkt seines Vortrags. Kritik übte Ermrich an der Geldpolitik der EZB: „Die Geldpolitik der EZB schädigt weiterhin die Kreditwirtschaft und ist sparerfeindlich. Klassische Sparer sind somit die Verlierer.“ Um aus dieser misslichen Situation herauszukommen forderte er die Vorstände mit der Bitte auf, weiterhin auf diese Situation hinzuweisen.
Den Einstieg in das Schwerpunktthema der Veranstaltung, der Geschäftsstrategie 2025, machte Wolfgang Zender, Verbandsgeschäftsführer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes. Sparkassen sind weiterhin Teil der kommunalen Selbstversorgung und Daseinsfürsorge. Das Kernelement ist die Beratung vor Ort.
Dass mit derzeitigen und kommenden Herausforderungen umgegangen werden muss, belegte Dr. Thomas Meißner, Leiter Strategy Research Landesbank Baden-Württemberg. Er betonte, dass gute Jahre ausgiebig genutzt werden müssen, denn man erlebt gerade einen Wirtschaftsaufschwung, nachdem Jahre folgen werden, in denen es ein niedriges Wachstum geben wird. „Wir müssen lernen mit Corona zu leben, die Impfung ist zwar ein Gamechanger, doch Corona wird uns erhalten bleiben“, so Meißner.
Genügend Raum, um über neues Denken und Handeln zu diskutieren, gab es in der Podiumsdiskussion, moderiert von Dr. Hajo Schumacher. Dass die Geschäftsstrategie 2025 hierfür einen Orientierungswert für die Sparkassen geschaffen hat, darüber waren sich alle Diskutanten einig.
Im Fokus der Diskussion waren auch die Verbraucherschutzabsichten, die immer stärker überzogen werden. Bis Ende September sollen die AGBs angepasst werden und somit tritt der AGB-Änderungsmechanismus in Kraft, der die Sparkassen vor einer weiteren und aktuellen Herausforderung stellt. Zum AGB-Änderungsmechanismus folgte ein Praxisbeitrag mit Hans-Michael Strube, Vorstandsvorsitzender der Salzlandsparkasse, und Frank Berg. Im Kern sieht dieser Beitrag eine Ansprache aller Kunden über alle Kanäle innerhalb eines Zeitraums von 9-15 Monaten vor. Dr. Tom Billing, Rechtsanwalt und Partner Noerr Partnerschaftsgesellschaft mbB Rechtsanwälte erläuterte dazu am zweiten Tag die Rechtsgrundlage.
„Was bedeutet die Digitalisierung für die Finanzbranche?“. Diese Frage beantwortete Andreas Schelling, Vorsitzender der Geschäftsführung der FinanzInformatik GmbH und Co. KG. Die FI entwickelt sich immer mehr zum Digitalisierungspartner der Sparkassen und des Verbundes mit Standardlösungen, die Kunden begeistern. „Vor allem um die Kunden in der digitalen Welt an die Sparkassen zu binden, braucht die Sparkassen-Filiale der Zukunft einen tief integrierten digitalen Kanal“, betonte Schelling.
Ottmar Bloching, Vorsitzender der Geschäftsführung der S-Payment GmbH, fokussierte sich auf das Girokonto als Kernprodukt: „Payment muss bequem und einfach sein.“
Einen starken Impuls für die Zukunft gab Marcus Longerich, stellv. Vorstandsmitglied der Sparkasse Neuss. Er bestärkte, dass es mehr als nur um Geld geht und dass besonders die Unternehmenskultur Mehrwerte schafft: „Wir wissen „Was“ wir tun und „Wozu“, doch das „Wie“ macht uns besonders“. Seit 2010 beschäftigt sich die Sparkasse mit Ihrer Unternehmenskultur. Das hehre Ziel heißt: „mit einem transformationalen Leadership, Menschen erfolgreich machen“. Aus aktiver Kontrolle und Belohnung (transaktional) wird nachhaltige Stimulierung, Motivation und Einfluss (transformational). Die positive Auswirkung zeigt sich in der Arbeitgeberattraktivität, in der Kundenzufriedenheit und in den Ergebnissen der Sparkasse Neuss.
Auch Markus Wörner, Head of Marketing und PR Unicorn des „fairstainable“, zeigte wie New Work funktionieren kann: „Bei einhorn arbeiten alle Mitarbeiter selbstbestimmt und ohne Hierarchien, tragen Verantwortung für das Unternehmen und gestalten ihren Arbeitsort und ihre Gehälter selbst. Das Unternehmen steht für eine neue Art des Wirtschaftens unter Berücksichtigung von planetaren Grenzen und einer klaren Positionierung. Eine Wirtschaft, in der Unternehmen als Problemlöser statt Problemverursacher agieren“, so Wörner. Mit diesem Statement gab er kreative Denkanstöße für neue Arten der Zusammenarbeit.
Ein weiterer besonderer Gast war Karen Braun-Munzinger, Ständige Vertreterin des Zentralbereichsleiters, Banken und Finanzaufsicht Deutsche Bundesbank. Eine ihrer Kernaussagen Aussage lautete: Den Wandel zu begleiten und zu gestalten, kann viele Facetten haben: Von digitalen Bezahlmöglichkeiten und nachhaltigen Anlagen für Privatanleger:innen bis hin zu effizienteren Märkten, die dafür sorgen, dass Kapital dorthin fließt, wo es wirklich gebraucht wird. „Als Banken- und Finanzaufseher:innen schauen wir vor allem auf die Stabilität und das Risikomanagement. Wer sich nicht frühzeitig den Entwicklungen bewusst ist, verpasst Chancen für das Geschäftsmodell und sammelt gegebenenfalls Risiken in der Bilanz“, so Braun-Munzinger.
Sebastian Garbe, Leiter Abteilung Digitalisierung und Payment Deutscher Sparkassen- und Giroverband, stellte sehr ausführlich die Blockchain-Ökonomie und die daraus abzuleitenden Kryptowährung dar. Garbe: „Ja, es ist ein verrücktes Thema, aber es ist spannend. Ob wir wollen oder nicht, es wird auf uns zukommen.“
Mit dem Abschlussvortrag: Zukunft gestalten – Zukunftsszenarien für eine immer unübersichtlichere Welt von Futurologen Max Thinus erhielt die Tagung einen runden Ausklang. SHIFT happens!? Thinus: „Die Zukunft denkt anders! Mit unseren analog-industriellen Denkweisen kommen wir nur bedingt weiter. Die meisten Menschen denken Zukunft heißt: Technik, kein Job mehr und Insekten essen“. Thinus zeigte den Teilnehmer:innen sehr anschaulich, wie man sich neu, flexibel und erfolgreich anpassen kann . Potenzial für das neue Denken und Handeln dafür sieht er vor allem bei den Sparkassen.