Berlin, 18. Februar 2025 Die 43 Sparkassen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt bleiben eine stabile Säule an der Seite ihrer Kundinnen und Kunden. Das machten Ludger Weskamp, Geschäftsführender Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV), und Wolfgang Zender, OSV-Verbandsgeschäftsführer, am Dienstag auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes deutlich.
Fokus auf Wachstum statt Fesselung durch bürokratische Detailfragen
Wenige Tage vor der Bundestagswahl appellierte Weskamp an die künftige Bundesregierung, die kleinen und mittleren Unternehmen stärker im Blick zu haben. Weskamp: „Die künftige Bundesregierung muss die Frage der Investitionen in die Infrastruktur und des Bürokratieabbaus mit Priorität angehen. Das Hin und Her bei der Gestaltung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen muss enden.“ Durch ihre starke Verankerung in der Region kennen die Sparkassen die Bedürfnisse der Unternehmen genau und unterstützen sie bei ihrer wirtschaftlichen Entfaltung, ergänzte Zender.
Weskamp und Zender kritisierten die seit Jahren immer weiter steigenden Eigenkapitalanforderungen an Kreditinstitute. Weitere Steigerungen brächten kein Plus an Sicherheit, engten aber die Kreditvergabespielräume ein. Weskamp: „Angesichts der anstehenden Finanzierungsaufgaben, Stichwort Transformation, ist es sehr kontraproduktiv, wenn die Kreditvergabe ständig erschwert wird.“ Beide plädierten für ein dreijähriges Moratorium, in dem durch die EZB keine zusätzlichen Kapitalanforderungen erlassen werden. In diesem Zeitraum sollte das bisherige System überprüft werden.
Zender: „Sparkassen haben aufgrund ihrer Geschäftsaufstellung sehr geringe Kreditausfallquoten. Trotzdem werden zur Eigenkapitalunterlegung für Kredite immer höhere Beträge gefordert. Wie soll eine Energiewende regional mitfinanziert
werden, wenn den Sparkassen ständig Kapital entzogen wird, nur weil mathematische Berechnungen – die mit der Wirklichkeit vor Ort nur bedingt etwas zu tun haben – das ergeben.“
Die EZB als Schiedsrichterin darf nicht zugleich Stürmerin sein
Angesichts der Pläne der EZB, künftig mit dem digitalen Euro im Zahlungsverkehr mitzuwirken, sieht der OSV Bedarf für eine stärkere demokratische Kontrolle. Weskamp: „In die Fußballsprache übersetzt: Es darf nicht sein, dass die Schiedsrichterin zugleich als Stürmerin auf dem Platz agiert.“
Mehr Kreditneuzusagen
2024 stieg der Gesamtkreditbestand auf 81,1 Mrd. Euro. Die Sparkassen sagten 10,7 Mrd. Euro neue Kredite zu. Im Segment
Privatkunden waren das 4,4 Mrd. Euro. Gegenüber der Wirtschaft wurden 5,1 Mrd. Euro neu zugesagt. In den 10,7 Mrd. Euro sind Wohnungsbaukredite in Höhe von 5,1 Mrd. Euro enthalten. Zender: „Der 2023 gesehene Rückgang des Kreditneugeschäfts kam 2024 zum Stillstand dank des anziehenden Privatkundengeschäfts. Das ist eine gute Nachricht. Auch bei den Neuzusagen an die Wirtschaft wurde fast das Vorjahresniveau erreicht.“
Spartätigkeit weiter hoch
Der gesamte Einlagenbestand wuchs 2024 um 4,3 Mrd. Euro auf 134,2 Mrd. Euro. Die Kundinnen und Kunden reduzierten ihre verzinslichen Spareinlagen um 1,6 Mrd. Euro auf 35,8 Mrd. Euro. Termingelder und Sparkassen-Eigenemissionen waren mit 597 Mio. Euro bzw. 1,8 Mrd. Euro gefragt. Aufgestockt wurden Girokonto-Einlagen (+3,4 Mrd. Euro). Deren Bestand erreichte 89,6 Mrd. Euro. Zender: „Sparkassen beraten nicht dahingehend, hohe Beträge auf dem Girokonto zu belassen. Das ist eher Ausdruck einer Unsicherheit der Kundinnen und Kunden bezüglich der weiteren Entwicklung von Zinsen, Wirtschaft und Kapitalmärkten. Unser Sparkassen-Finanzkonzept ist seit Jahren eine maßgeschneiderte Beratung, die wir anbieten. Unsere Kundinnen und Kunden vertrauen ihr, denn die Beratung ist umfassend und fair, dabei sicher im Respekt vor dem Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden. Wir ermuntern deshalb dazu, die angebotene Sparkassenberatung zu nutzen.“
Dynamisches Wertpapiergeschäft
Die Entwicklung des Wertpapiergeschäfts zeigt, dass Beratungsangebote angenommen werden. Der Wertpapierumsatz war um 29 Prozent höher als 2023 und erreichte ein Volumen von 16,5 Mrd. Euro. Auf Interesse stießen vor allem Anleihen, Schuldverschreibungen und Investmentfonds. Aktien und Optionsscheine spielten eine untergeordnete Rolle.
Sparkassen engagieren sich weiter für das Gemeinwohl
Im vergangenen Jahr engagierten sich die Sparkassen direkt oder über ihre 77 Stiftungen mit mehr als 56,4 Mio. Euro in den Bereichen Sport, Kultur, Jugend, Soziales, Umweltschutz und Forschung.
Ergebnis
Die Erträge aus dem operativen Geschäft erreichten 4,4 Mrd. Euro. Abzüglich eines Gesamtaufwandes in Höhe von 2,1 Mrd. Euro lag das Betriebsergebnis vor Bewertung bei 2,3 Mrd. Euro. Nach Risikovorsorgen verblieb den Sparkassen ein Ergebnis vor Steuern in Höhe von 969 Mio. Euro. Sie führen davon 624 Mio. Steuern ab, so dass das Jahresergebnis rund 335 Mio. Euro beträgt. Damit stärken die 43 Sparkassen entsprechend der aufsichtlichen Vorgaben vor allem ihr Eigenkapital, da sie als einzige Kreditinstitute ihr Eigenkapital ausschließlich selbst erwirtschaften müssen.
Bilder des Geschäftsführenden OSV-Präsidenten Ludger Weskamp und des Verbandsgeschäftsführers Wolfgang Zender finden Sie unter: https://osv-online.de/presse/presskit
Fotos der Jahrespressekonferenz: