Berlin, 30. Oktober 2024. In diesem Jahr blicken wir auf 100 Jahre Weltspartag zurück. Zu verdanken haben wir ihn 352 Delegierten aus 27 Nationen. Überwiegend aus Europa, aber auch aus weiter Ferne, darunter Australien, USA, Chile, Uruguay und Japan, reisten sie nach Italien. Politikerinnen und Politiker und Fachleute folgten 1924 gern der Einladung der Sparkasse der Provinz Lombardei zu Mailand. Sie beging ein Jahr zuvor ihren 100. Geburtstag und richtete nun den ersten Internationalen Sparkassenkongress aus. Auf der Agenda standen Themen, die über Ländergrenzen hinausgingen. Diskutiert wurden nach Krieg und Inflation, neben der Organisation und Gesetzgebung für Sparkassen, Maßnahmen zur Hebung des Sparsinns. Auch der Schutz der Ersparnisse von Auswanderern stand auf dem Programm.
Zu den zukunftsweisenden Ergebnissen gehörten die Gründung eines internationalen Organs für das Studium des Sparwesens und das Zusammenwirken aller Sparanstalten sowie die Einrichtung eines „Weltfeiertages der Sparkassen“. Unser heutiger Weltspartag geht auf den 31.10.1924 zurück, den Abschlusstag des Kongresses. Er sollte fortan alljährlich an die „erste Weltvereinigung der Sparkassen zu Mailand“ erinnern und die Bedeutung des Ideals der Sparsamkeit „durch Beispiel, Wort und Bild“ verbreiten.
Ob das gelungen ist? Schauen Sie selbst! Dank unserer Archivbestände können wir Sie auf eine spannende Zeitreise mitnehmen:
Festausgabe anlässlich des Weltspartages, Deutsche Sparkassen-Zeitung vom 31.10.1926.
Das Fachblatt „Sparkasse“ wies Sparkassenleiter 1926 darauf hin, dass der Tag auch für sie von Bedeutung sei. Es gehe darum, sich bewusst zu machen, „welche Arbeit sie für das Volksganze leisten“, welche Zusammenhänge zwischen Spareinlagen, Volks- und Weltwirtschaft bestehen. Darüber hinaus galt es, die Öffentlichkeit für das Sparprogramm zu begeistern.
Plakat, nach 1928.
Mit Rücksicht auf den Reformationstag wurde der Weltspartag in Deutschland bereits 1928 auf den 30.10. verlegt bzw. auf den jeweils letzten Werktag des Monats Oktober. Bis heute hat sich daran nichts geändert.
Anzeige in der Zeitschrift „Sparkasse“, 1929.
Spardosen gehören zum Weltspartag. Gerade für die Kleinen gilt noch immer: Bring das volle Sparschwein zu Deiner Sparkasse und lass Dich für Fleiß und Disziplin belohnen. Zum 5-jährigen Jubiläum sprach Dr. Victor von Leyden, Ministerialdirektor im Preußischen Ministerium des Innern im Radio. Er betonte: „Sparen bedeutet nicht etwa nur: nicht ausgeben, sondern: richtig ausgeben. ‚Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert.‘ Aber der Taler soll rollen.“
Welt-Atlas zum Weltspartag, 1930.
Einige örtliche Sparkassen gaben diese Werke als Werbemittel aus. Die Rückseite erinnerte an den Zweck: „Alle Welt spart, auch Du musst sparen.“
Chemnitzer Sparbuch mit Stempelaufdruck „Ausgegeben am Weltspartag“, 1932.
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 und dem Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund erfolgte die Umbenennung in „Nationaler Spartag“. Zunehmend nutzte die neue NS-Regierung diesen Tag für ihre Propaganda. Die Werbung bildete politische Realitäten ab.
Plakat zum „Deutschen Spartag“, 1938.
Die internationale Idee von Mailand trat in der NS-Zeit mehr und mehr in den Hintergrund. Die Umbenennung 1938 unterstrich diese Entwicklung. Nach Kriegsbeginn 1939 wurde das Sparen zur nationalen Pflicht erhoben.
Diapositiv für die Kinowerbung, 1942.
Aus dem „Deutschen Spartag“ ist nun die „Deutsche Sparwoche“ geworden.
Sparkasse Weißenfels mit Werbung für die „Deutsche Sparwoche“, 1942.
Die Werbung beschränkte sich in den Kriegsjahren fast ausschließlich auf das Passivgeschäft. Die Sparkassen trugen als Kapitalsammelstellen des Reiches zur Finanzierung des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) bei.
Sächsischer Sparkassenverband, 05.08.1946.
Der Sparkassenverband der Provinz Sachsen (Halle) trug sich 1946 mit dem Gedanken, einen Weltspartag durchzuführen. Er sollte den „Spargedanken durch eine eindrucksvolle Werbung“ weiter vertiefen. Der Sächsische Sparkassenverband lehnte das Ansinnen ab.
Reklamemarke, nach 1948.
Der erste Weltspartag nach dem Krieg fand tatsächlich erst 1948 statt – vier Monate nach der Währungsreform in den westlichen Besatzungszonen.
Sparefroh-Spardose, 1950er Jahre.
Sowohl in West- als auch in Ostdeutschland standen die 1950er Jahre im Zeichen des Wiederaufbaus. Das galt auch für die Vermögensbildung. Seit 1955 ergänzte die Jugendsparwoche den Weltspartag. Der Sparefroh genoss als Leitfigur dieser Werbemaßnahme bis in die 1960er-Jahre hinein in Deutschland und noch heute in Österreich große Popularität. Ab 1958 durften sich die kleinen Sparer auf die Zeitschrift „Sparefroh“ freuen. Sie trug dazu bei, dass Sparerziehung kindgerechter wurde.
Werbeflyer für die Sparwochen, DDR 1959.
In der DDR wurde der Weltspartag erst 1954 – allerdings als „Sparwoche“ – wiederentdeckt. Über vier Wochen wollten Sparkassen und Banken mit gezielten Werbeaktionen eine breite Sparerbewegung in der Bevölkerung auslösen. 1955 erfolgte die Umbenennung in „Sparwochen“. Ein Jahr später fanden sie erstmalig wieder im Oktober statt.
Einladung zur Abendveranstaltung im Rahmen der „Sparwochen“, DDR 1956.
Bunte Abende anlässlich des Weltspartages gab es immer wieder, sowohl in Ost als auch in West. Spaß haben, etwas gewinnen können, einfach abschalten und fröhlich sein. Diesen normalen menschlichen Bedürfnissen nach Jahren des Krieges und der Entbehrung trug nicht zuletzt auch der „Weltfeiertag der Sparkassen“ Rechnung. Das vordergründige Ziel in der DDR blieb, „die allgemeinen Spareinzahlungen der Bevölkerung zu erhöhen und möglichst viele neue langfristige Vertragssparer zu gewinnen.“
Gedenkmünze zum 40. Weltspartag, 1964.
Das Motto lautete: „Alle Welt spart“. Mit einer großen Ausstellung und einer Festschrift wurde in der Bundesrepublik Deutschland der runde Geburtstag begangen. Ein Jahr zuvor ging der Slogan „Wenn’s um Geld geht – Sparkasse“ live. Er wurde zu einem wahren Klassiker. Der Weltspartag bekam in dieser Dekade mit Vorträgen, Filmen, Umzügen und ähnlichen Aktivitäten Volksfestcharakter. Der zunehmende Wohlstand sorgte dafür, dass das Thema „Vermögensaufbau“ an Bedeutung zunahm.
Sparschwein Flora, 1960er Jahre.
Viele Jahre begleitete Flora als Maskottchen den Weltspartag in der Bundesrepublik Deutschland. Auch eine lebensgroße Ausgabe zierte manch Sparkassenfiliale und war bei Festumzügen zugegen. Eine Variante „Schaukelpferd“-Flora ließ Kinderherzen höherschlagen.
Diapositiv, Lichtbildwerbung für die „Sparwochen“, DDR 1968.
Die DDR-Sparkassen warben in den 1960er Jahren verstärkt für Sparsamkeit. Anfang der 1970er Jahre kam das endgültige Aus für Sparwochen, Weltspartag und ähnliche Aktivitäten.
Schallplatte zum 50. Weltspartag, 1974.
Das 50. Jubiläum begleiteten zahlreiche Aktonen. Höhepunkt der Feierlichkeiten am Weltspartag bildete das Glückskäfer-Preisausschreiben „Wer spart, gewinnt“. Unter den begehrten Sachpreisen waren 200 VW-Käfer. Diese Werbemaßnahme ging in die Geschichte der deutschen Sparkassenorganisation als bis dahin größte ein.
KNAX-Werbemittel. Ab 1975 erschien „KNAX“ – Nachfolger der Kinderzeitschrift „Sparefroh“. Es wurde ein bei Kindern äußerst beliebtes Comicheft mit einer Auflage jenseits der Millionengrenze. Inzwischen kann sich der Fanclub über die eigene Homepage auf dem Laufenden halten. Zum 100. Geburtstag des Weltspartages startete KNAX – in bewährter Tradition – einen Wettbewerb
Plakat, 1987.
Zu Beginn der 1980er Jahre gab es in der bundesdeutschen Sparkassenwerbung eine neue Kommunikationsstrategie. Die Nutzungsintensität der Kundschaft sollte erhöht, neue Marktsegmente erschlossen werden. Zielgruppenwerbung hieß das Zauberwort. Der Werbeauftritt erhielt emotionale Aspekte und der Weltspartag verlor als Werbehöhepunkt eines Jahres zunehmend an Bedeutung. Am Ende des Jahrzehnts wurde das „Lebensphasenmodell“ in der Werbung eingeführt.
Feier zum Weltspartag, Wernigerode 1990.
Der Werbeslogan: „Nähe ist bei uns kein Zufall, sondern Absicht. Gemeinsam in Ost und West: Die Sparkassen“ verdeutlichte nach dem Mauerfall eine neue Ära in der Sparkassenwerbung. Erstmals gab es nach der Zeit der Teilung wieder eine gesamtdeutsche Sparkassenwerbung. Erstmals kam auch der Weltspartag zurück in das Gebiet der ehemaligen DDR.
„spar-schwein-zukunft“, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, 2005.
Zum 80. Jubiläum 2004 gab es im Deutschlandfunk eine „Lange Nacht des Sparens“. Mit Originaltondokumenten aus der Geschichte des Weltspartages. Der Ostdeutsche Sparkassenverband rief anlässlich des runden Geburtstages einen Wettbewerb aus. Unter dem Motto „spar-schwein-zukunft“ setzten sich Künstler und Nachwuchsdesigner mit dem Thema „Sparen“ auseinander und kreierten unter anderem neue Spardosen, Plakate und Schmuck. Eine Wanderausstellung widmete sich den originellen Einfällen der jungen Leute. Gleichzeitig und erstmalig beleuchtete das Historischen Archiv des OSV die facettenreiche Entwicklung des Weltspartages von den Anfängen über die deutsche Teilung bis hin zur Jahrtausendwende.
MaxX – Sparen ist das Größte!, Weltspartag 2005.
Von Künstlern und Prominenten gestaltete MaxX-Schweine wurden im Rahmen einer Ausstellung zugunsten von „Menschen in Not“ versteigert. Immer wieder ist die Geschichte des Weltspartages auch mit Künstleraktionen verknüpft. Die bekannteste startete zum 50. Jubiläum 1974. Jan Lenica eröffnete mit seinem „Blumenstrauß“ eine inspirierende Plakatserie, die auch in den Folgejahren keine Einengung auf Gestaltungsrichtlinien der Sparkassenorganisation erfuhr.
Delfin Trixi, 2019.
Plüschtiere begleiteten in den 2010er Jahren die Weltspartage als Sparmaskottchen. Bis heute gibt es jedes Jahr einen neuen Begleiter. Zum 95. stand Trixi Pate für nachhaltiges Handeln. Er machte aufmerksam auf seinen bedrohten Lebensraum und führte auf diese Weise den Nachwuchs spielerisch an die Themen Klima- und Umweltschutz heran.
Festumzug im Rahmen der Eröffnung des Eisleber Wiesenmarktes, 2024.
Mit dabei die Sparkasse Mansfeld-Südharz. Auf dem größten Volksfest Mitteldeutschlands präsentierte sie anlässlich des 100. Weltspartages historische Werbemotive mit Schmunzelgarantie. Die Beteiligung an Festumzügen ist von jeher eine beliebte Werbemaßnahme der Sparkassen.
Quartett, Streichholzschachteln, Weltkugel-Spardose. Werbegeschenke am Weltspartag.
Sparen zu belohnen, gehört seit Jahrzehnten zum Standard in den Sparkassen. Diese gute alte Tradition, verbunden mit zahlreichen Aktionen, trug dazu bei, dass der Weltspartag inzwischen zum Erlebnistag für die ganze Familie geworden ist. Die Geschenke passten sich den Jahrzehnten an. Doch die Grundintension des Weltspartages blieb stets dieselbe: Frühzeitiges Heranführen und aktives Beschäftigen mit den Themen Geld und Sparen in Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung zu fördern.