Berlin, 30. Dezember 2020 Der Tourismus in Ostdeutschland hat mit den Auswirkungen der Pandemie und der beiden Lockdowns zu kämpfen. Durchsetzen können sich vor allem Anbieter mit flexiblen, individuellen Angeboten. Diese erste Jahresbilanz zieht das Sparkassen-Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV). Grundlage ist eine Umfrage unter lokalen und regionalen Tourismusorganisationen sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen in den ostdeutschen Reisegebieten aus den ersten beiden Dezemberwochen.

Tourismus ausgebremst – Verlustjahr 2020

Der Lockdown zur Eindämmung der Pandemie im Frühjahr verursachte erhebliche Nachfrage- und Umsatzverluste für den Tourismus, die Freizeitwirtschaft und für den Bereich Kultur.  Allein in den Monaten März bis Mai 2020 beziffert das Tourismusbarometer die Umsatzausfälle im Ostdeutschland-Tourismus auf etwa 3,8 Milliarden Euro, davon 2,2 Milliarden Euro im Übernachtungstourismus und 1,6 Milliarden Euro im Tagestourismus.

Nach einer geringen Erholung der Nachfrage für Teile der Branche in den Sommermonaten bremsen das Infektionsgeschehen im Herbst und der zweite Lockdown den Tourismus, das Gastgewerbe sowie die Kultur- und Freizeiteinrichtungen erneut aus.

Von Januar bis September 2020 betrug das Minus bei den Übernachtungszahlen in gewerblichen Betrieben gegenüber dem Vorjahreszeitraum in Ostdeutschland insgesamt 23 Prozent, darunter Mecklenburg-Vorpommern mit rund 16 Prozent, Brandenburg mit etwa 24 Prozent, Sachsen-Anhalt über 26 Prozent, Sachsen mit etwa 29 Prozent und Thüringen mit knapp 33 Prozent.

Die ostdeutschen Kultur- und Freizeiteinrichtungen zählten zwischen Januar und Oktober 2020 etwa 30 Prozent weniger Besucher als im Vorjahr.

Zurückhaltung im Reisejahr 2021

Bei der Planung des Reisejahres 2021 reagieren die potentiellen Urlauber mit Zurückhaltung. Aus den ostdeutschen Tourismusorganisationen melden 67 Prozent der befragten Tourismusmanager gesunkene Buchungsanfragen für den Zeitraum Januar bis April 2021 und 45 Prozent für den Zeitraum Mai bis August 2021. Gründe sind die nicht gut einzuschätzende Pandemieentwicklung, geltende Verordnungen und die persönliche Risikoeinschätzung der potentiellen Urlauber.

Die Anbieter im Tourismus müssen sich auf einen Trend zum kurzfristigeren Buchungsverhalten einstellen. Sie müssen ihre Marketingaktivitäten, Preisstrategien und Anreisemodalitäten anpassen, um am Markt zu bestehen.

Betriebe unterschiedlich stark betroffen

Die Folgen der Corona-Pandemie treffen die Teilbranchen im Tourismus nach Ansicht der ostdeutschen Tourismusmanager unterschiedlich stark. 67 Prozent der Befragten sehen die Eventbranche stark existenzbedroht, aber nur 29 Prozent die Gastronomie und 27 Prozent die Freizeitwirtschaft.

Gute Chancen auf eine rasche Regeneration in dieser Krise rechnet das Tourismusbarometer einzelnen Branchenteilen und deren Betrieben zu, die autarke Urlaubsformen bedienen. Dazu zählen Reisemobilisten, Camping, der Ferienwohnungsmarkt und der Außer-Haus-Verkauf in der Gastronomie.

Gedämpfte Investitionsbereitschaft ab 2021

Das Tourismusbaromter warnt vor einem sich andeutenden Investitionsstau in der Freizeitwirtschaft. Mit Blick auf die Saison ab 2021 beabsichtigen 63 Prozent der ostdeutschen Freizeit- und Kultureinrichtungen, geplante Investitionen zu verschieben oder zu streichen. In der Folge drohen weniger Innovationen und Qualitätsverluste. Innovationen sind ein wichtiger Erfolgsfaktor in der Tourismuswirtschaft.

Weitere Ergebnisse der aktuellen Corona-Sonderanalyse in Kurzberichte 2020 des Sparkassen-Tourismusbarometers:

www.s-tourismusbarometer.de/data-to-go