22. OSV-Tourismusforum – mehr Gäste, steigende Zufriedenheit – Investitionen in Gastronomie, Arbeitspakt gegen Mitarbeitermangel

Ermrich: Zukunftsaufgaben annehmen, gemeinsam angehen

Berlin, 7. März 2019  
Der Tourismus in den ostdeutschen Reisegebieten bleibt auf Wachstumskurs. Der Rekordsommer sorgte allein im Campingsegment für ein Übernachtungsplus von 10 Prozent. Insgesamt stieg die Zahl der Übernachtungen in gewerblichen Betrieben einschließlich Camping 2018 um 2,8 Prozent gegenüber 2017. Das waren 2,2 Millionen Übernachtungen mehr. Das geht aus dem 22. Sparkassen-Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor, das der Geschäftsführende OSV-Präsident, Dr. Michael Ermrich, am Donnerstag auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin präsentierte.

Ermrich fordert dazu auf, Veränderungen und neue Aufgaben im Tourismus gemeinsam aktiv anzugehen: „Wir brauchen im Tourismus Teamplayer und kein Kirchturmdenken. Für gute Lösungen müssen alle an einen Tisch und über Verbands  sowie über Kreisgrenzen oder gar Ländergrenzen hinweg zusammen arbeiten.“

Besonderen Handlungsbedarf sieht Ermrich aktuell bei der Modernisierung bestehender Infrastruktur, bei der Erhaltung des Gastronomieangebotes insbesondere im ländlichen Raum, bei der Bewältigung des Mitarbeitermangels und bei der künftigen Gestaltung der Mobilität.

Mehr Übernachtungen

Der Rekordsommer, Investitionen und Jubiläen haben für einen Anstieg der Nachfrage in Ostdeutschland gesorgt. 2018 meldeten die gewerblichen Beherbergungsbetriebe ab 10 Betten einschließlich Camping in Ostdeutschland insgesamt 28,4 Millionen Gäste, die den neuen Rekordwert von 82,6 Millionen Übernachtungen tätigten. Der Marktanteil der fünf Bundesländer an allen Übernachtungen in Deutschland ging 2018 im dritten Jahr in Folge zurück auf 17,3 Prozent.

Mecklenburg-Vorpommern eroberte seinen 2016 erreichten Spitzenplatz in Ostdeutschland mit 30,3 Millionen Übernachtungen 2018 wieder zurück. Die Zahl der Übernachtungen stieg 2018 um 3,9 Prozent auf 30,9 Millionen. Im Zuge der Berichtskreisprüfungen wurde in Mecklenburg-Vorpommern die Liste der meldepflichtigen Betriebe aktualisiert.

Wie auch in Schleswig-Holstein wurden in Mecklenburg-Vorpommern Apartmentvermittlungen in die Gruppe der Betriebe ab 10 Betten übernommen, die vormals unter Privatvermieter eingeordnet waren und somit nicht in die Statistik eingegangen sind. Betrachtet man nur die Hotellerie, dann sank die Nachfrage in der Hotellerie in Mecklenburg-Vorpommern um 0,5 Prozent.

Sachsen übertraf 2018 mit 20,1 Millionen Übernachtungen (+ 2,9 Prozent ggü. 2017) erstmals die Marke von 20 Millionen Übernachtungen. Auch die anderen Länder legten zu. In Brandenburg stieg die Nachfrage um 3,5 Prozent (ggü. 2017) auf 13,55 Millionen Übernachtungen und in Sachsen-Anhalt um 1,2 Prozent (ggü. 2017) auf 8,2 Millionen Übernachtungen. Lediglich Thüringen verzeichnete 2018 0,7 Prozent weniger Übernachtungen als 2017 und zählte in 2018 9,86 Millionen Übernachtungen.

Neben dem Rekordsommerwetter gab es einige Sondereffekte, die auf die Nachfrage wirkten. Im Harz und im Spreewald beflügelten Investitionen die Nachfrageentwicklung. In den Gebieten in Sachsen-Anhalt und Thüringen, die 2017 vom Reformationsjubiläum profitiert hatten, sank 2018 insbesondere die Nachfrage aus dem Ausland wieder auf das Vorjubiläumsniveau. Anders die Entwicklung des internationalen Tourismus in Sachsen. Der Freistaat zählte 2018 erstmals über 1 Millionen Gäste aus dem Ausland.

Steigende Zufriedenheit der Gäste

Erfreulich ist, dass die Zufriedenheit der Übernachtungsgäste in Ostdeutschland weiter steigt. Der aktuelle TrustScore von Februar 2019 weist für Ostdeutschland 83 Punkte aus, 0,5 Punkte mehr als 2018. Allerdingst stieg der Zufriedenheitswert deutschlandweit wie bereist in den Vorjahren stärker an (+ 0,7 Punkte) und erreicht aktuell 83,5 Punkte. Der Vorjahrestrend setzt sich somit fort. Der Trust Score fasst die Bewertungen aus den bedeutenden Online- Portalen zusammen und kann maximal 100 Punkte erreichen.

Die Betriebe in Sachsen (84,5 Punkte, Quelle: Landestourismusverband Sachsen e.V.) und in Mecklenburg-Vorpommern (83,3 Punkte) liegen über dem Bundesdurchschnitt. Zulegen konnten auch Brandenburg (82,4 Punkte), Thüringen (82 Punkte) und Sachsen-Anhalt (81,9 Punkte), sie bleiben aber unter dem ostdeutschen Durchschnitt.

Die Gäste bewerten in den ostdeutschen Betrieben insbesondere die Zimmerqualität und das Internetangebot schwächer, sehr zufrieden sind die Gäste mit dem Service. Über dem Bundesniveau liegen die ostdeutschen Reisegebiete auch bei der Weiterempfehlungsabsicht und bei der Wiederbesuchsabsicht der Gäste.

Zusätzliche Nachfrage durch Tagestourismus und Freizeitwirtschaft

Zu den in der amtlichen Statistik gemeldeten Übernachtungen (82,6 Mio.) wird der Tourismus in Ostdeutschland durch 518 Millionen Tagesreisen (2017) mit einem Gesamtumsatz von über 13 Mrd. Euro beflügelt. Das ist zusätzliches Gästepotential für die Gastronomie und die Freizeitwirtschaft.

Insbesondere der heiße Sommer2018 führte aber zu einem Besucherminus bei den Freizeiteinrichtungen (- 3,9 Prozent ggü. 2017). Die 295 Freizeiteinrichtungen in Ostdeutschland zählten 2018 rund 28 Millionen Besucher. Auch die Luthereinrichtungen meldeten im Jahr nach dem Jubiläum weniger Besucher. Die Einrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern (- 9,3 Prozent), Sachsen-Anhalt (- 9,7 Prozent), Thüringen (- 8,5 Prozent) und Brandenburg (- 5 Prozent) verzeichneten größere Rückgänge, während Sachsen (- 1,5 Prozent) schwächere Rückgänge hatte.

Ostdeutschlands Gastronomie braucht Investitionsoffensive

Die gastronomische Versorgung gerät in den ländlich geprägten Destinationen zunehmend unter Druck, was die Erlebnisqualität für den Gast gefährdet. Die Angebotsdichte ist mit 17,6 Gastronomiebetrieben pro 10.000 Einwohner und 2,7 Betrieben pro 10.000 Übernachtungen in Ostdeutschland vergleichsweise gering. Deutschlandweit gibt es aktuell 21,5 Gastronomie-betriebe pro 10.000 Einwohner und 3,9 Betriebe pro 10.000 Übernachtungen. Schon jetzt besuchen weniger Gäste in Ostdeutschland Restaurants und Gasthöfe als in Deutschland insgesamt.

Die Betriebe verwenden steigende Gewinne derzeit für den Schuldenabbau. Der Zinsaufwand sank 2017 ggü. 2017 um 74 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg der Kostenaufwand für Mieten um 61 Prozent und für Personal um 29 Prozent. Der Aufwand für Abschreibungen sinkt, die Investitionsquote bleibt aber niedrig, so dass sich ein zunehmender Investitionsstau abzeichnet.

Der Mitarbeitermangel im Gastgewerbe ist ein wachsendes Problem. Jeder zweite Betrieb kann offene Stellen länger nicht besetzen. Mehr als 20 Prozent der Plätze für Auszubildende können nicht besetzt werden.

Das Tourismusbarometer verweist auf den 10-Punkte-Aktionsplan, der 2018 von der Wirtschaftsministerkonferenz beschlossen wurde und ruft zu einem Arbeitspakt „Gastgewerbe“ aus DEHOGA, Industrie- und Handelskammern, den Ländern, Bundeswirtschaftsministerium, Gewerkschaften und Betrieben auf.